Interviews / Musik

Gefragt: Pool

5 Fragen reichen für Pool nicht aus. Anfang des Jahres habe ich sie euch vorgestellt und seitdem ist viel passiert. Ihr Debütalbum „Snacks & Supplies“ ist erschienen, erste eigene Headliner Tour und Festivalauftritte. Und wenn Nils, David und Daniel gerade in Ferropolis sind und ich auch, muss man sich ja treffen!

hdiyl: Vielleicht erinnert ihr euch noch daran, dass ihr mir schon mal fünf Fragen beantwortet habt. Damals habt ihr gesagt, dass es sich für euch nach Jahren der Disziplin anfühlt als seid ihr eurem Traum schon einen Schritt näher gekommen. Jetzt ist euer erstes Album erschienen. Seit ihr dem Traum noch näher gekommen oder fühlt es sich für euch gleich an?

David: Ich würde sagen, dass es ein ewiger Prozess ist, der nie aufhört. Man sagt nicht irgendwann „Jetzt bin ich angekommen“. Es ist eher nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel. In dem Moment, wenn du etwas erreicht hast, was du dir schon lange gewünscht hast, hast du schon wieder andere Probleme, Wünsche Ziele und Träume.
Daniel: Nichts desto trotz ist es sehr toll, das Album draußen zu haben.
hdiyl: Eine Erleichterung?
Daniel: Voll.

hdiyl: Ihr kennt euch seit der Schulzeit, lebt sogar zusammen, spielt zusammen in einer Band. Könnt ihr euch vorstellen, mal ein Soloprojekt zu starten, weil ihr die anderen Gesichter einfach schon zu oft gesehen habt? Pool bleibt bestehen, nur das noch ein Nebenprojekt dazukommt.

Nils: Klar, schon irgendwie.
David: Jeder von uns macht noch etwas nebenbei, sofern es die Zeit zulässt. Priorität hat nach wie vor unser gemeinsames Projekt. Jeder macht auch Genrefremde Musik, unabhängig von Pool.
Daniel: Für mich ist Pool nach wie vor das erfüllende Projekt, dennoch halte ich es für künstlerisch gesund, auch mal woanders zu schnuppern. In der Musik funktioniert, was bei Beziehungen nicht klappt: Hier darf man nicht fremdvögeln. Ein Freund von mir ist dieses Wochenende auch da, mit ihm habe ich auch ein Nebenprojekt. Es wird aber immer ein Nebenprojekt bleiben. Pool ist eine menschliche Geschichte und konzeptionell angelegt. Die Nebenprojekte sind das Kontrastprogramm zu Pool.
hdiyl: Pool quasi als Beruf und die Nebenprojekte als Hobby?
Daniel: Beruf klingt immer so hart. Pool ist mein Lebenswerk und hier stecke ich lieber meine Zeit und Energie rein. Das ist manchmal entsprechend nerviger und kann auch mehr schmerzen. Und natürlich auch zeitweise nerven. Pool ist einfach ein viel größeres Projekt und kann daher mehr auslösen als etwas Zufälligeres.
David: Alles, was wir nebenbei machen, ist dem Thema Spaß gewidmet. Für mehr reicht die Zeit auch gar nicht. Ich mache zum Beispiel ein paar Tracks und komme dann nicht dazu, sie zu beenden, weil ich mir die Zeit dafür nicht nehmen kann. Ich stecke sie eher in Pool. Man hat Lust auf Mukke machen, hat aber musikalisch Probleme. Dann braucht man eine Art Ventil, um sich davon zu lösen und wieder weiterarbeiten zu können. Dafür sind Nebenprojekte auch gut.

hdiyl: Das war eine sehr gute Überleitung zu meiner nächsten Frage! Wenn ihr zusammenlebt und zusammenarbeitet, könnt ihr auch Abstand von der Band nehmen? Das sich eben nicht alle Gedanken um Pool drehen.

David: Meine Eltern leben und arbeiten auch zusammen, schon seit über 25 Jahren. Sie haben zusammen ein Unternehmen und ich kenne das seit frühster Kindheit. Ich weiß, dass es gut gehen kann. Man hat zusammen ein Projekt, arbeitet zusammen, schaut sich gemeinsam einen Film an, spielt zusammen Basketball. Aber nichtsdestotrotz dreht sich das Gespräch sehr schnell wieder in Richtung Pool. Ist ja auch klar. Ehrlich – ich halte das Leben für relativ langweilig, wenn dich deine Arbeit nur beschäftigt, wenn du praktisch gerade da bist.
Daniel: Nach dem Motto: Hauptsache nicht daran denken. Wenn man am Dienstag schon darüber redet, wie sehr man ein Wochenende braucht. Schrecklich.
David: Ich würde es schade finden, wenn es uns nicht beschäftigen würde, wenn wir gerade an Dingen für Pool arbeiten. Ich finde es sehr richtig und für mich stellt sich das nicht als Problem dar.
Daniel: Meine Mum sagt immer, Musiker sind wie viele andere Selbständige. Deshalb arbeiten sie ständig. Du hörst nicht damit auf, idealweiser. Eigentlich eine Teufelskombo, Arbeit und Privates mischen. Andererseits ist es vielleicht für Knechte eine Regel und für die, die ihren Job ernsthaft betreiben, muss es gezwungenermaßen so sein. Es schränkt einen mal ein, aber YOLO! Du fragtest, wie wir Abstand voneinander und von Pool bekommen. Klar, den braucht man auch und das kriegen wir relativ gut hin. Solche Reisen wie hier zum Melt! Festival sind immer ganz toll, weil wir gemeinsam unterwegs sind und trotzdem jeder etwas Zeit für sich hat. Abstand kann man sich schaffen.

hdiyl: Habt ihr euch gestern Django Django angeschaut? Ihr habt sie ja auch auf Tour begleitet.

David: Was Django Django machen ist crazy. Also die letzten zehn Minuten, die ich gesehen habe, waren krass. Das sind irrsinnige Instrumentalisten. Ich bin beeindruckt, dass sie zu dieser Zeit auf der Main Stage spielen und so viele Menschen ziehen und halten können. Das hat mich schwer beeindruckt.

hdiyl: Habt ihr euch von den Bands mit denen ihr auf Tour wart, Django Django und The 1975, etwas abgeschaut?

Daniel: Hatte ich nie das Gefühl. Aber ich weiß nicht, wie es den anderen geht. Lediglich bei The 1975, haben wir in Sachen Bühnenpräsenz gelernt. Die Tour dauerte einen Monat und wir fuhren in einem größeren Rahmen quer durch Europa. Da hat man Zeit zum Beobachten.
David: Speziell fällt mir dazu nix ein, es ist eher ein Vibe.
Daniel: Genau. Es nichts Konkretes.

hdiyl: Wahrscheinlich nimmt man es eher unterbewusst wahr. Jedenfalls ist das Musikvideo zu „Pink Pussy“ erschienen. Freut mich sehr – das ist mein Lieblingslied auf der Platte. Was war die Idee dahinter? Habt ihr mit einem Team zusammengearbeitet?

David: Lied oder Video?
hdiyl: Wenn du schon fragst, dann beides, nur dann passt die Teamfrage nicht zum Song.
Daniel: Wir schreiben unsere Songs nicht selber, sondern ein Team übernimmt das für uns.
hdiyl: Das ist sehr clever, ihr müsst euch dann nur um das Musikalische kümmern.
Daniel: Nein, Spaß beiseite!
David: Es war das entspannteste Video, was wir jemals gemacht haben. Wir haben einen Vorschlag bekommen, der uns gefiel. Ein Animationsvideo hat bekanntlich weniger mit Leuten zu tun, die vor der Kamera stehen. Insofern waren wir nur einmal in Berlin, haben die Gesangs- und spielerischen Bandaufnahmen vor einem Green Screen gemacht. Hier war auch viel Vertrauen im Spiel. Uns hat die Idee gefallen, mit Punkten zu arbeiten, die schon in unserem Logo auftauchen. Die Farben neben Bezug auf unser Albumcover. Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden.

hdiyl: Wenn wir gerade bei „Pink Pussy“ sind. Was ist die Idee hinter dem Song? Wie kommt man denn darauf?

Nils: Es war eine Schnappsidee.
David: Ich habe ein Instrumental gespielt, so eine halbe Stunde lang. Dann war klar, dass ich einen konkreten Text dafür brauche, sonst wird das nichts. Ich ging zu den Jungs, die angeln waren, habe Zettel und Stift mitgenommen und den Text runtergeschrieben. Dann zurückgefahren, den Song aufgenommen. Als er fertig war, habe ich mich tierisch dafür geschämt. Monate später hat es ein Freund von uns gehört und dem hat der Song sehr gut gefallen. Es ist einfach so passiert.
hdiyl: Aber du schämst dich jetzt nicht mehr dafür, oder?
David: Nein.
Daniel: Es ist der heftigste Song von uns. Manchmal baue ich Hip Hop Beats, von denen ich denke die wären total peinlich. Ich kann das auch verstehen. Man lehnt sich zu sehr aus dem Fenster, wie man das als Künstler auch machen darf und denkt, es wäre zu kitschig, klischeehaft oder übertrieben. Das ist Quatsch. Es ist genau das, was Kunst will.

hdiyl: Ich glaube auch, beim ersten Hören achtet man nicht direkt auf den Text, erst beim zweiten oder dritten Mal. Und dann macht es klick. Mir haben anfangs Melodie und Musik sehr gut gefallen und dann habe ich erst auf den Text geachtet.
Kommen wir auch schon zu meiner letzten Frage, weil es mich immer interessiert, was Musiker hören: Habt ihr momentan ein Lieblingslied oder Album?

Daniel: Ich höre gerade sehr viel „Blue Dream & Lean“ von Juicy J. Blue Dream & Lean 2. Das ist ein Free Download Mix Tape und es ist übertrieben krass.
David: Ich war vor zwei Wochen auf einem Konzert von der Band Other Lives. Ich kannte die davor gar nicht. Das war ein supergutes Konzert. Ein Song gefällt mir sehr gut, der Rest ist nicht meine Welt. Der Song heißt „Tamer Animals“!
Nils: Ich bin momentan noch bei Gary Clark Junior. Schöner Blues und das neue A$AP Rocky Album finde ich sehr gelungen. Wir haben gestern noch eine Session auf der Dachterrasse des Hotels gemacht und dabei das Album durchgehört.

Vielen lieben Dank noch mal an Pool für das Interview und anschließende Foto!
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Wer sich live von ihrem Talent überzeugen möchte, der schnappt sich eine Karte für das Nürnberg.Pop Festival und schaut sie sich an.

Und weils so gut ist, kommt hier Pink Pussy!

Hier geht’s zum Nachbericht vom Melt! Festival.

/Text: Matilda Pfeil / Bild: Florian Appelgren /