Live / REIN & RAUS

Festivalbericht: Folk im Park

Ja gut, man muss wohl konstatieren, dass sich der Großteil der Besucher des diesjährigen Folk im Park ihren Tag wohl etwas anders vorgestellt haben. Man muss aber auf alle Fälle auch konstatieren: Sie haben das Beste draus gemacht!

Da hatte man gerade eben noch großmäulig kundgetan, angekündigte Unwetter jedweder Art machten erfahrungsgemäß große Bögen um die Nürnberger Wetter-Insel, und auf einmal ist man mittendrin im schönsten Sommernass. War aber erstmal nicht weiter wild, weil schließlich ist der festivalerprobte Mensch ja ausgestattet. Weil man Regenschirme ja, wie wir von unseren asiatischen Touri-Freunden gelernt haben, auch zum Sonnenschutz verwenden kann, waren die eh schon aufgeklappt. Dass die dann aber derart schnell ihrer ursprünglichen Bestimmung rückgeführt werden mussten – wer konnt’s denn ahnen?

Folk im Park. Klein, gemütlich, liebevoll gestaltet. Für Familien und Einzelgänger, Turteltauben und Freundegruppen ein in den letzten Jahren immer beliebterer Anlaufpunkt geworden, wartete das Festivälchen mit einem prima Line-Up auf. Also, davon ging man dann mal aus, gehört hatte man die Namen irgendwie eigentlich wenn man ehrlich war also … äh nein, kenn ich nicht. Aber wir vertrauen den Veranstaltern einfach, die können das. James Canty, Annie Eve, Frieder Graef, Dancing Years, Jonas Alaska und Dan Croll waren geladen und durften alle spielen. Wenngleich etwas anders als gedacht. Aber in so einem sintflutbedingten Strom- und Technikausfall, da steckt man halt nicht drin. Dafür aber in schönen müllsackigen Regenponchos, die eiligst und für gratis unters Volk gebracht wurden. Brauchen wir aber erstmal nicht, hört eh gleich wieder auf. Dachte man. Wegen Stimmung ungebrochen gut. Und weil man sich unter Schirmen so schön zusammenkuscheln kann und Allianzen unter der universalen Allzweckwaffe „beschichtete Picknickdecke“ bilden kann, die erst zu Sonnensegeln, dann zu Regendächern umgebaut wurden.

Nachteil: Sowohl unterm Schirm als auch unterm Zelt ist’s ein bisschen laut, und deswegen gerieten die tapferen Bands, die nach Beseitigung der technischen Probleme munter weiter spielten, leider ein bisschen zur Nebensache. Vielleicht aber auch, weil’s zwischendurch ein bisschen arger Katzenjammer war, den man von da vorne hörte. Freunde treffen, im Regen planschen und sich nicht entscheiden können: Holt man sich jetzt was vom Anderland, Wurst Durst oder der Mathilde? Naja, vielleicht einfach erstmal noch ein Bier, der Rest, der gibt sich dann schon. Was sich gar nicht gab, zumindest nicht sehr freundlich, das war dieses Wetter, das verflixte. Regenschirmhalten macht nach ein paar Stunden lahmen Arm, deswegen: Pfeif auf die Optik, her mit dem Müllsack.

Zwischenstand Laune: ungebrochen gut. Bei all denen, die noch da waren und nicht einsahen, wieso man sich den Parktag von so ein bisschen Nässe vergrätzen lassen sollte. Das galt für erstaunlich viele, die da munter durch den Regen staksten und sich gegenseitig für missratene Frisuren und bis zum Anschlag vollgesaugte Socken gratulierten. Aber weil’s dann eh schon wurscht war und der Poncho so schön flattert beim Laufen und sich das abperlende Wasser mittlerweile über den Rocksaum bis rauf zur Hüfte gesogen hat – sind wir halt alle morgen krank, ist uns egal, wir machen weiter, so ein Dan Croll, der hat’s ja wirklich nicht verdient, vor leerem Sumpf zu spielen. Und wie sich das gelohnt hat! Alles richtig gemacht! Alle, die beim letzten Konzert des Abends noch dabei waren, dürfen sich unerschütterlicher Laune und Optimismus‘ rühmen.

Die Tapferkeitsmedaille aber geht an nochmal andere. Denn während man dachte, der zwischenzeitlich stattgefunden habende Aufbau der Leinwand für den im Anschluss ans letzte Konzert geplanten Film sei wohl dann doch eher als Witz zu betrachten, vermeldete Veranstalter Holger Watzka tags darauf erstaunliches: Doch doch, so um die vierzig Leute seien noch dagewesen bei „Another day, another time“. Chapeau! Mal echt jetzt! Aber das gilt für den ganzen Tag. Für die Veranstalter und Organisatoren und alle Mitwirker, für alle, die tapfer gelächelt und das Beste draus gemacht haben, für die tollen Musiker. Nur nicht für den Heimweg. Der war sehr lang und sehr kalt und sehr nass. Aber dafür kann das Folk im Park ja nichts.

/ Katharina Wasmeier /

Video, das Dancing Years bei ihrem FIP-Auftritt gedreht und auf ihre Facebook-Seite gestellt haben:



Es sei noch folgende Trilogie des Glücks bzw. Unglücks beigefügt:
* Das von uns von Folk im Park gemachte Fotomaterial ist ein paar Tage nach dem Festival samt dem Handy mit dem es gemacht wurde im Zuge eines ungleich dramatischeren Regengusses „ersoffen“. Daher verweisen wir an dieser Stelle auf Bildergalerien von NORDBAYERN und BING-HONG HSIAO.
* Jonas Alaska kommt wieder. Und zwar am 30.September ins Erlanger E-Werk. MEHR DAZU.
* Folk im Park wird auch 2015 stattfinden. Das gaben die Veranstalter kurz nach dem diesjährigen Festival auf ihrer FACEBOOK-SEITE bekannt. Alles andere wäre ja auch Quatsch, oder?

www.folkimpark.com