Interviews / Musik

Gefragt: dicht & ergreifend

Man ist an vielen Orten Zuhause, aber nur an einem Dahoam

Dicht&ergreifend veröffentlichen heute ihr zweites Album „Ghetto mi nix o“.
Wir haben im Vorfeld mit Mike aka George Urkwell von dicht & ergreifend telefoniert und mit ihm über Heimat, Stammtischaussagen, Bier und Musik gesprochen.

HDIYL: Ihr habt in euren Songs einen starken Heimatbezug, wie wichtig ist euch Bayern?

D&E: Bayern ist die Seele, die Muttersprache, es ist Dahoam. Man ist an vielen Orten Zuhause, aber nur an einem Dahoam. In Bayern ist Rap eher eine Nische, den gibt’s vielleicht in den Metropolen, aber nicht in der Provinz und da wir in der Provinz aufgewachsen sind, spiegeln wir diese auch im Rap wieder.

HDIYL: Immer mehr bayerische Bands, wie z.B. Impala Ray setzen auf traditionelle Instrumente wie z.B. Tuba für den Bass, wie erklärt ihr euch diesen Trend?

D&E: Echt, gibt’s da einen Trend? Sind wir dann quasi Trendsetter? Die Tuba ist einfach ein schönes Instrument und auch nicht typisch bayrisch. Es ist rhythmisch super und auch für die Tiefe. Es existiert in so vielen Kulturen, wie z.B. in Mexiko. Also ist es ein Irrglaube, dass es das nur in Bayern gibt. Wenn wir die ersten waren, ist das natürlich sehr cool.

HDIYL: Warum habt ihr euch für Mundart-Rap entschieden und habt ihr keine Angst, dass ihr nur darauf reduziert werdet?

D&E: Wir werden klar darauf reduziert, is halt so. Als wir damals das Video zu „Zipfeschwinga“ aufgenommen haben, war das halt aus Gaudi und dass es sich so entwickelt war gar nicht kalkuliert. Wir hatten mit Rap eigentlich nix am Hut, aber das ging dann seinen Weg und auf Grund unserer Herkunft war Mundart für uns nur logisch. Als dann alle ein Album wollte, haben wir halt eins gemacht und seitdem sind wir unterwegs.

HDIYL: In euren Texten stellt ihr häufig typisches Verhalten, oder Stammtischaussagen der bayerischen Landbevölkerung dar. Ist das eher ein Erfahrungsbericht, oder ein Fingerzeig? Zum Beispiel der Satz „Derf mer eigentlich nu Neger song? Do musst den Peter frong.“

D&E: Wir leben mittlerweile in einem so emanzipierten Zeitalter, es hat sich so viel getan, vor allem auch in Amerika für die Afroamerikaner. Da ist es auch egal, ob die sich untereinander so nennen, wenn sie sagen, dass sie es nicht möchten, dann muss man es ernst nehmen. Aber jetzt hab ich deine Frage noch gar nicht beantwortet… Solche Szenen sind nur Momentaufnahmen, wir kommen da nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern halten eher den Spiegel vor. Wir versuchen mit Witz dieses Verhalten auszuhebeln, so dass sich die Leute selbst dabei ertappen.

HDIYL:Wenn wir schon bei Bayern sind, wer ist euch lieber, Seehofer oder Söder?

D&E: Gor koaner!
Ich bin ja ein großer Freund der Monarchie, aber dann muss ein Kumpel von mir der König sein. Der sagt immer, er will eine Diktatur in der er der Diktator ist.
Wir müssen raus aus dem Glauben an die Demokratie, weil das Volk durch Wahlen schon lange nicht mehr steuert. Da sind ganz andere dran. Ich bin auch nur aus Zwang zur letzten Wahl gegangen um die AfD zu verhindern. Sonst geh ich schon lange nicht mehr wählen.

HDIYL: Aktuell ist das Thema Cannabis Legalisierung groß in den Medien, glaubt ihr, dass es klappt und wie fändet ihr es?

D&E: Ich weiß nicht, dass ist halt schon sehr lobbyistisch geprägt. Die ganze Infrastruktur wäre für die Legalisierung vorhanden, viele warten nur darauf um dann ihr Business zu starten.
Ich würde mir eine Legalisierung wünschen. Den Umgang mit Betäubungsmitteln kann man nur lernen, wenn der Zugang dazu da ist. Wie mit Alkohol und Tabak, da ist der Zugang da und man lernt damit umzugehen. Ich finde auch, dass alles legalisiert werden sollte. Ich bin definitiv für eine Legalisierung.

HDIYL: Wer sind musikalisch eure größten Vorbilder und Einflüsse?

D&E: Da hab ich keine, weil mich nicht nur Musik beeinflusst, sondern auch Malerei und Literatur. Es gibt viele Dinge die zum Denken anregen. Wir machen Musik, keine Kunst. Ein Künstler ist für mich jemand, der eine Statue aus einem Stein schnitzt, oder ein Bild malt, wo viel mehr Arbeit und Kreativität gefragt ist. Im Rap ist das eher lyrische und geistige Arbeit.
Ich hab meinen Zugang zum Rap über Conscious Rap gefunden, der machte viele Türen auf und regte auch zum Nachdenken an. Der brachte mich auch dazu mehr zu lesen.

HDIYL: Mit wem würdet ihr gerne mal auf der Bühne stehen und Musik machen?

D&E: Texta war immer ein Traum, ist aber schwierig, wenn schon 2 MCs auf der Bühne stehen und dann nochmal 4 MCs dazukommen. Dann haben wir einfach mal bei Skero angefragt, wir haben uns dann in Wien getroffen und jetzt ist er auf der neuen Platte dabei, was uns sehr freut. Die Zukunft wird sich ergeben. Schau mer mal.

HDIYL: Als Bayern wird man natürlich auch immer auf Bier reduziert, was ist denn euer Lieblingsbier?

D&E: Jever und Pilsner Urquell, allgemein die tschechischen Pilsner. Dem Hellen haben wir irgendwann abgeschworen. Wir haben in unserer Jugend natürlich jede Menge Augustiner und Tegernseer getrunken, aber mittlerweile mögen wir’s nicht mehr.

HDIYL: Wir sind immer auf der Suche nach neuer Musik, habt ihr zum Abschluss einen Tipp für uns?

D&E: Ein Kumpel von uns namens Jonas2000 hat jede Menge Songs in der Pipeline, die reichen locker für mehrere Alben. Er releast bald sein erstes Album. Aktuell gibt’s noch nix von ihm irgendwo zu hören, aber das ist der Wahnsinn. Das sind Sachen, die hat man so bislang noch nicht gehört.
VOID LOOP ist auch ein sehr geiles Projekt. Elektronische Musik mit Livedrums und sehr geilen Videos. Ein sehr geiles Kunstprojekt.

HDIYL: Vielen Dank für das Interview, wir sehen uns dann im Club Stereo auf ein Pils.

Das Konzert am 21.03. im Club Stereo ist leider bereits komplett ausverkauft, aber keine Sorge, die Jungs kommen wieder.
Bereits im Oktober besuchen sie den Hirsch in Nürnberg. Tickets gibt’s an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

dichtundergreifend.com/
www.facebook.com/dichtundergreifend

/ Text: Simon Strauß / Bild: Pressefreigabe /