Interview: Elena Steri
Die Nürnbergerin Elena Steri hat letzten Freitag, am 02. Juli, ihre neue EP „Chaotic Energy“ veröffentlicht. Klar, das wir ihr dazu herzlich gratulieren und froh sind, so eine wahnsinnig tolle und herzensgute Musikern bei uns in der Gegend zu haben. Viele schöne Abende haben wir bei Ihren Konzerten im Club Stereo oder bei Nürnberg Pop verbracht. Zum Release haben wir der guten ein paar Fragen gestellt.
Was waren deine Einflüsse beim Songwriting?
Das lässt sich tatsächlich gar nicht so pauschal sagen – eigentlich sind die Songs auf der EP eine
Mischung aus der Gesamtheit an Musik, die ich bis jetzt gehört habe, und da war von Death Metal
bis Klassik wirklich alles dabei. Ich finde jeder Song kann interessante Aspekte haben und ich denke,
das lässt sich am besten damit belegen, dass die Songs auf der EP am Ende auch sehr verschieden
geworden sind.
Deine Songs sind häufig sehr persönlich; fällt es dir leichter über persönliche Dinge zu schreiben, als
über „Belanglosigkeiten“?
Ich glaube der Grund warum die Inhalte meiner Musik oft sehr persönlich sind, ist eher, dass mich
Belanglosigkeiten nicht zum Schreiben anregen. Mir fällt das Schreiben am leichtesten, wenn ich eine
spezifische Emotion pinpointen kann – trotzdem ist das psychisch auch teilweise super anstrengend,
weil man damit ja auch ein Stück weit Emotionen aufarbeitet.
Und ist das auch eine Art des Verarbeitens für dich?
Klar! Mein Schreibprozess ist auch sehr intuitiv und manchmal schreibe ich Lyrics, die ich selbst erst
ein halbes Jahr später vollkommen verstehe, obwohl ich die Songs dauernd live spiele. Oder ich
realisiere irgendwas erst, nachdem ich es aufgeschrieben habe, ohne darüber nachzudenken.
Du sprichst dich sehr stark für Gleichberechtigung und gegen Misogynie aus, was wäre dein Ansatz
um das System endlich fair zu machen?
Ich denke DEN Ansatz gibt es nicht. Aber ein Anfang wäre die gezielte Förderung von Frauen, die sich
für Berufsfelder interessieren, die immer noch stark männerdominiert sind. Und generell gesprochen:
wir leben einfach in einem System, das Sexismus als auch Rassismus immer wieder reproduziert.
Niemand (!) kann alles richtig machen, aber es hilft, sich regelmäßig selbst zu hinterfragen und Kritik
nicht immer von sich wegzuweisen.
Abseits von deinen Plattenaufnahmen, wie hast du dich in der Pandemie beschäftigt?
Für mich war Networking letztes und dieses Jahr ein ganz großes Thema. Am Anfang der
Pandemie war ja relativ schnell klar, dass Shows erstmal flachfallen und dann habe ich mir überlegt,
wie ich trotzdem an der Situation wachsen kann. Und weil ja dann sowieso alle im Internet
unterwegs waren, hat sich das angeboten und ich habe wahnsinnig viele talentierte und liebe
Menschen kennengelernt. Und Videos haben wir gedreht!
Was wird 2021 für Elena Steri bringen?
Hoffentlich noch ein paar Shows mit Band, wenn die Situation es zulässt, wahrscheinlich noch eine
Reihe an Promoterminen und die ein oder andere Zusammenarbeit für zukünftige Releases, auf die
ich mich schon sehr freue. Wir sind gerade schon wieder mitten in der Planung, ich weiß selbst noch
nicht genau was dann passiert, aber ich glaube, man darf gespannt sein.
Hast du damit gerechnet, dass dein Crowdfunding so schnell erfolgreich ist?
Überhaupt nicht! Ich hatte ehrlich gesagt gar nicht damit gerechnet, dass da erstmal überhaupt
großartig irgendwas passiert. Aber es haben ja wirklich super viele verschiedene Menschen
gespendet und viele davon kannte ich auch gar nicht persönlich. War irgendwie schön zu sehen, dass
meine Musik inzwischen auch über die Regionsgrenze hinauswandert und an anderen Stellen
Anklang findet.
Welche Künstlerin, welchen Künstler kannst du uns empfehlen, die/den wir noch nicht auf dem
Schirm haben?
Ich bin gerade ein großer Fan von Minoa, die auch bei den ListenRecords gelandet ist. Ich liebe
einfach, wenn Frauen die E-Gitarre für sich entdecken und das hört man gerade bei ihrem Song “Eye
Of An Eagle” ganz besonders.
Was ist schön an Nürnberg?
Die Musikszene und der gegenseitige Support!
Was ist scheiße an Nürnberg?
Die Sperrstunde. Und die Tatsache, dass es keine Spätis gibt.
Dein Lieblingsort in Nürnberg? Und Warum?
Die Regenzeit in der Willstraße!
Weil die Suppe aus diesem kleinen bunten Laden gegen absolut alles hilft – egal ob Krankheit,
Herzschmerz, Müdigkeit oder schlechte Tage.
Dein (aktueller) Lieblingssong? Und Warum?
Aktuell ist es ‘Audre’ von NOVAA.
Der Track hat so eine beruhigende Grundstimmung, obwohl der Text aus Wut entstanden ist. Und als jemand, die 8 Jahre lang Querflöte gespielt hat, macht mich das unglaublich glücklich wenn ich dieses Instrument in anderen Kontexen als Klassik höre.
Was du gerne mal über dich lesen würdest, aber bisher ist es noch nirgendwo gestanden:
Ich hab’ meine komplette Teenagerzeit Death Metal zum Einschlafen gehört. Davon hört man aber
jetzt nicht mehr so viel, haha.
Vielen Dank für das Interview.
Wir haben Elena am 23. Oktober mit Band Live beim Prinzip Hoffnung Konzert im Club Stereo und auch nächstes Jahr, bei unserem ersten How Deep Is Your Love Konzertabend, der eigentlich schon letztes Jahr stattfinden sollte, ist Elena dabei. Termin ist aktuell der 16. September 2022. Auch im Club Stereo.
Kauft euch die EP und hört die wunderbare Musik von Elena Steri.
// Interview: Simon Strauß & Jens Riedel / Bilder: Kevin Altmann, Felix Stoll & Ina Trelese //