Dropkickmurphys
Live / REIN & RAUS

Konzertbericht: Dropkick Murphys

Gastautor Sebastian hat für uns die überregional heiß ersehnten Nürnberger Konzertpremiere der irisch-amerikanischen Kultband besucht – und erzählt uns, wie’s war: 

Die Dropkick Murphys haben gerufen, und alle sind gekommen. BWL-Studenten gemeinsam mit ihren Eltern, Zimmermänner  und mittelalte Verwaltungsfachangestellte, Rocker, Punks und Kobolde. Und alle haben dem Merchstandbesitzer offenbar zu einem Häuschen im Grünen verholfen, war doch quasi ausnahmslos auf allen Shirts mindestens eins der Wörter „Boston“, „Murphys“ oder „Guinness“ zu lesen.

Aber der Reihe nach.

Als ich das bereits gut gefüllte Open-Air-Gelände am Flughafen betrat, war die bayerische Vorband The Prosecution schon voll dabei. Und es war sehr warm. Deswegen hab ich mich auf den Weg zu einem der Bierstände gemacht. Dass ich nach einer Viertelstunde noch keinen Meter weitergekommen war, hat mich seltsamerweise noch nicht stutzig gemacht. Eine weitere Viertelstunde später kam mir der erste, genau so genervt wie glücklich dreinschauende Leidensgenosse entgegen. Um es kurz zu machen: Ich habe eine Stunde auf mein Bier gewartet. Liebes Werk B, das war c-klassig. Von The Prosecution hab ich also nichts mitbekommen. Außer einem sehr ausgeprägten Bass. Der Mischer sollte vielleicht nächstes Jahr zum Hip Hop Garden … Naja, andere Geschichte.

Support und Lokalmatador Fiddlers Green (deren Auftritt ich ebenso zur Hälfte am Bierstand wartend verbracht hab) fielen hauptsächlich durch pubertäre Zwischenrufe auf (FG: „Hip-Hop-Fans hier?“ – Publikum: „Yeah!“ – FG: „Buh!“ oder „Immer diese Gaffer auf dem Lärmschutzwall“, womit Polizei und Sicherheitsdienst gemeint waren), was die Anhänger aber scheint’s nicht gestört hat, sangen und schunkelten die doch fleißig mit.

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Dropkick Murphys – „Kiss Me, I’m #!@’faced“ mit Damenchor

 

Dann brach die Dunkelheit über das Land und die Dropkick Murphys enterten die größtenteils im satten Grün saftiger, irischer Wiesen strahlende Bühne, passenderweise mit dem Opener „The Boys Are Back“. Was eigentlich gar nicht stimmt, hat uns doch das Concertbüro Franken den ersten Nürnberger Auftritt der mittlerweile gereiften, aber keineswegs gealterten, ärgersuchenden Jungs aus Boston beschert. „Johnny I Hardly Knew Ya“ ließ erste Meeresluft durchs Publikum strömen und spätestens bei „The Wild Rover“ fühlte man das Deck der Mayflower unter seinen Füßen. Nachdem man dank the-one-and-only-Hymne „Shipping Up To Boston“ an der Ostküste der Vereinigten Staaten gelandet war, ging’s dort munter mit Gassenhauern wie dem „Worker’s Song“ oder „Rose Tattoo“. Das großartige Duett „The Dirty Glass“ (eigentlich ist es ja ein Triett, da die Band mit Al Barr, den einige noch von den Bruisers kennen, sowie mit dem basszupfenden Ken Casey gleich zwei Sänger mitbringt) konnte leider nicht stattfinden, da Stephanie Dougherty an dem Abend einen Zahnarzttermin hatte. Schade. Dafür aber waren zwischendurch ganz viele andere Damen auf der Bühne. Man hat nämlich kurzerhand einen ganzen Frauenchor aus dem Publikum gezerrt, der dann fröhlich „Kiss Me, I’m #!@‘faced“ mitgeträllert hat und die Bühne bis zum Schluss gar nicht mehr verlassen wollte. Der krönende Abschluss des Ganzen war dann eine Coverversion von ACDCs „Dirty Deeds Done Dirt Cheap“. Wer hätt’s gedacht.

Schlüsse, die ich aus dem Abend gezogen hab:

  • Die Murphys können’s noch, allen voran Al Barr.
  • Ich werde an einem Patent für biergefüllte Kondome feilen, die man vor einem Konzert schluckt und bei Bedarf über aus dem Mund hängende Schnüre einzeln zünden kann.
  • Und: Geh nie mit einem Hut auf ein Konzert, der kein Gummiband hat, das man sich ums Kinn legen kann.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

 

// Text & Fotos: Sebastian Plischke //