Live / REIN & RAUS

Konzertbericht: Hundreds, MissinCat

Die Konzertreihe across bringt unregelmäßig regelmäßig Folk- und Popmusik an einen besonderen, ursprünglich nicht als Livemusik-Spielort vorgesehen Ort der Nürnberger Innenstadt: das im Jahr 2000 eröffnete Neue Museum.

So besonders dieser Ort im popkulturellen Zusammenhang, so besonders das Ambiente, in dem die Konzerte stattfinden. Das Untergeschoss des Museums, im Prinzip rechteckiger Form, wird mit Bühne, dezentem, mit dem Grauton der Wände gut abgestimmten Lichtkonzept und etwa 20 Sitzreihen zur Spielstätte. Die Bar ist um die Ecke, Rotwein gibt es hier nicht, wegen dem Boden des Museums. Aber der Weißwein passt auch, die Kollegen vom Blok, einer schicken Bar, die gegenüber vom Neuen Museum am Klarissenplatz liegt, sind für ein gutes Drink-Niveau bekannt. Hin gesetzt, kurzer Schwatz mit einigen Bekannten, die auch da sind, dann geht es los.

Die von den Medien hoch gelobte, gebürtig aus Italien stammende Sängerin und Multi-Istrumentalistin MissinCat eröffnet den Abend. Wechselweise mit Akustikgitarre, Loopstation, Piano oder Synthesizer spielt sie ein viel zu langes Support-Set, das ehrlich geschrieben ziemlich schlecht war. Erstens kommt sie spürbar mit dem derben Hall des Raumes nicht klar, zweitens kann sie sich während ihrer Vorstellung nicht wirklich entscheiden, ob sie Folk, Soul-Melancholie-Pop oder Electro-Trash macht, drittens werden immer wieder Töne nicht getroffen und viertens wackelt der Rhythmus ebenfalls von Zeit zu Zeit.

So schlecht der Support-Act, so grandios die Hauptband des Abends. Konzept dieser Tour ist es, das im letzten Jahr bei Sinnbus veröffentlichte Album „Aftermath“ akustisch zu interpretieren. Wobei akustisch hier das falsche Wort ist, was die Band auch erklärt. Probiert habe man einiges und sich dann auf ein aus einem kleinen Schlagzeugset (hervorragend bedient von Florian Wienczny, der auch bei Yesterday Shop trommelt) , einer großen Piano-, Synthesizer- und Effekt-Burg und dem Goldkehlchen von Eva Milner bestand. Ihr Bruder Philipp Milner ist der hinter der Burg. Und kann in diesem kleinen, „akustischen“ Rahmen sein ganzes Genie ausspielen. Ein Wahnsinn aus Sounds, Filtern, Bässen und Piano, vom Mann am Mischpult wunderbar in Szene gesetzt, was ob des immensen Raumhalls wirklich nicht einfach war.

Wer Hundreds schon mal live gesehen hat, weiß dass sie gar nicht so einfach in eine musikalische Genre-Schublade zu stecken sind. Es bleibt auch für diesen Abend beim Versuch: eine Schafkopf-Runde, bestehend aus Mark Brydon (Moloko), Nigel Godrich (Atoms For Peace), Louise Rhodes (Lamb) und Colin Vearncombe aka Black (dessen „Wonderful Life“ als Zugabe gecovert wurde). Die Paarungen wechseln stetig, das stärkste Blatt ebenfalls.

Apropos stark: Das war ein starkes Konzert für das es zurecht starken Applaus gab. Und ein starker Widerspruch zur ersten Künstlerin des Abends. Aber vielleicht hat auch gerade die wenig gelungene Eröffnung des Abends dafür gesorgt, die eigentlichen Protagonisten ins perfekte Licht zu rücken…

/ Text: guesswhoisbad. Foto: von der Across Facebook-Seite /

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