Musik / REIN & RAUS

Konzertbericht: Jan Böhmermann und das Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld

Zugegebenermaßen: Der Verfasser dieser Zeilen ist kein Böhmermann-Kenner. Deswegen hatte er sich einen von diesen auch von der Bühne runter geächteten „+1“ mitgenommen. Zwecks Infos zu den Witzen und so. Es sei deshalb verziehen, wenn nicht jede jahrelang in Funk & Fernsehen erprobte Pointe auch so angekommen ist. Auch ein „+1“ will ja mal zuschauen ohne ständig von der Seite angelabert zu werden.

„Hey ihr Fürther Ficker“, legt Böhmermann um Punkt 20:15 denn auch gleich mal schwungvoll los und spielt sich in den darauffolgenden zwei Stunden durch sein komplettes Repertoire und das sowohl musikalisch als auch im Wortwitz.

Das erste Drittel der Show fokussiert Böhmermanns politische Seite, mal als Witz, mal als doch eher direktes Statement. Böhmermann ist ein Spalter, ein populärer Spalter, und es ist gut dass solche Menschen klare Kante zeigen. Böhmermann tut dies mehrfach und das nicht nur hinter halblustigen Floskeln versteckt, sondern mit all der ihm immer wieder (zurecht) nachgesagten Schlauheit. Die gut gefüllte Fürther Stadthalle hört zu.

Intermezzo: Das Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld ist eine grandiose Liveband. In – erfahre ich von meinem „+1“ – aus dem Neo Magazin Royale bereits bekannter Manier versieht die Band einerseits Böhmermanns Songs über sächsische Nazis, die Polizei oder Laugengebäck stimmungsvoll mit Boden und Bauch. Andererseits überlässt der Protagonist, der sich übrigens und durchaus auch überraschend als ziemlich guter Sänger und Rapper zeigt, seiner Band die Bühne für stark arrangierte Coverversionen von Britney Spears, Daft Punk oder Flume. Besonders auffällig im Ensemble waren eine leicht bekleidete, stark hüpfende, tätowierte Percussionistin (recht Seite) und ein glatzköpfiger Geiger, der immer dann wenn er nicht mit horizontaler Geigenbogenführung an der Melodiebildung seines vierköpfigen Streichensembles beteiligt war, samt Geigenbogen vertikal steil ging (linke Seite).

Die zweite Hälfte der Show wurde dann eher pornoesk und klamaukig. Es waren auch Bühnengäste mit im Spiel. Am Ende kamen dann die Party und der Rap mit dazu. Vor allem bei den beiden laut meinem „+1“ größten Hits „Menschen Leben Tanzen Welt“ und „Ich hab Polizei“ ging das Publikum für Fürther Verhältnisse an seine Obergrenze, die Stadthalle wurde für einige Minuten fast schon zum Hexenkessel.

Es bleibt ein mehr als unterhaltsamer Montagabend mit Beigeschmack. Ich und mein „+1“ haben uns beim Rausgehen darüber unterhalten, ob man nicht mal eine Umfrage unter den Anwesenden hätte machen sollen. Thema Sinn, Verständnis und Botschaft von Böhmermann-Songs. Was dabei wohl rausgekommen wäre?

/ Text & Bild: GWIB /

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