Konzertbericht: Mark Forster
Was machen Pärchen bevorzugt sonntagabends? Auf der Couch kuscheln und Tatort schauen, genau. Manchmal sind sie aber ganz wild, und dann besuchen sie stattdessen ein Konzert. Zum Beispiel das von Mark Forster. Das ist gut, weil da ändert sich nicht so viel: Man kann miteinander kuscheln, während vorne irgendwas nicht so ganz arg geistig Forderndes läuft. Nur die Couch fehlt.
Irgendwie komisch: Da betritt einer die Bühne und täuscht hornbrillenbekappt an, jetzt gleich einen großen Wumms zu machen, und dann ist das aber alles eher so sehr romantisch. Das mag daran liegen, dass sich Mark Forster dem Durchschnittsmusikbeobachter auf den Radar geträllert hat als Sideshow von Sido, dem großen Bösewicht. Mit dem war er auch 2014 auf Tour, mit dem sang der 31-jährige Pfälzer „Au revoir“, erste Single des zweiten Albums „Bauch und Kopf“, Ausbruchshymne, Charterklimmer, Goldgewinner. Aber Wumms und so, das ist nicht seins. Stimme zu sonor, Themen zu verliebt, zu verlassen, zu romantisch. Schade, weil: Wenn Forster und Band den Beat auspacken, dann kann der richtig was.
Das irritiert jedoch die Paare, die sich doch grad so schön aneinandergeklammert haben, da kann man jetzt doch nicht einfach sich losreißen und tanzen, da kann der Herr Forster noch so gern mit diesem „Reggae zum Mitschwofen“ kommen und mit Tempo. Bis dahin ist’s jedoch ein weiter Weg, denn um bei der Analogie zu bleiben folgt das Konzert dem Protokoll des Liebesabends: Viel intime Zärtlichkeit, bevor’s dann kurz wild und leidenschaftlich werden darf. Softer Lala-Pop mit unverkennbarem Hang zum Drama balanciert am Rande des Kitsches, man möchte dauernd große Gesten machen, hätte man nicht dendiedas Liebste im Arm, „bei dir denk ich nicht an morgen, denn ich bin bei dir“, singt’s vorn und „ich fühl deinen Kuss auf meiner Kopfhaut“ und „du und ich haben alle Zeit der Welt“ und „wir sind das erste Mal in Nürnberg und zack isse bummsvoll, die Hütte“. Ach nee, das war das Zwischengeplänkel. Das handelt von FCB und FCN (geht immer!), Forsters kaputter Achillessehne in Adilette (Beleid!), Fanpost zu Liedern über Gespräche nach der Trennung (Frohsein!) und dass die Mordslightshow auf der Bühne aus solariumsgeklauten UV-Röhren besteht, für den Teint der ersten beiden Reihen (danke!).
Und nicht zu vergessen: von Bandmitglied Daniel Nitt, seines Zeichens Mitwurschtler bei Xavier Naidoo, Rosenstolz und Zweiohrküken und fränkisches Pegnitzgewächs, darob mutmaßlich angereist mit der ganzen alten Schulklasse. Mindestens aber mit den Eltern. Hallo Mama! Hin und wieder finden Forster und Konsorten versehentlich den Beat, sampeln das Gaspedal mit rein, das macht dann richtig Spaß, aber bevor’s unten zu wild wird, machen wir oben lieber wieder Streicher. Na gut. Mitsingen kann man ja eh, Themen sind bekannt, draußen warten die elterlichen Chauffeure für die Rückreise ins Umland, da fährt dann bestimmt auch der Daniel wieder hin. Au revoir!
//Katharina Wasmeier//