Interviews / Musik

Kraków Loves Adana im Interview – Neues Album „Darkest Dreams“

Auf mittlerweile vier Alben können Kraków Loves Adana zurückblicken. Mit dem Song „The Ocean Between Us“ kündigt das in Hamburg lebende Paar nun ihr fünftes Studioalbum DARKEST DREAMS an, das im Herbst bei dem Kultlabel Italians Do It Better erscheinen wird. Auf dem Album, das wie die beiden Vorgängeralben von der Band komplett alleine geschrieben, aufgenommen, gemischt und produziert wurde, bleiben sie weiterhin ihrem melancholisch-verträumten Synth-Pop treu. Doch auf der neuen Platte kann man auch deutliche 80s-Synth-Einschläge heraushören. So passen sie perfekt zum Stil von Italians Do It Better. Wir haben mit Sängerin Deniz Çiçek über die Zusammenarbeit mit dem Label, den Zuspruch in Deutschland und kreative Schaffensprozesse in der aktuellen Situation gesprochen.

Über das neue Album „Darkest Dreams“ sagt ihr, es sei vollkommener als die vorangegangenen Alben – woran liegt das und was hat euch bei den Vorgängeralben dafür gefehlt?

Deniz: Es hat sich nicht viel geändert an unserer Herangehensweise seit unserem 2017er-Album „Call Yourself New“. Wir machen immer noch fast alles selbst, sind uns aber noch bewusster darüber, was für uns funktioniert und was nicht. Sowohl kreativ als auch was Kooperationen mit anderen Akteuren wie Fotografen oder Regisseuren anbelangt.
Für das neue Album habe ich mir einfach mehr Zeit gelassen mit den Songs und auch deutlich mehr Arbeit in jedes einzelne Arrangement gesteckt, was zugegeben auch nicht immer einfach war. Ich bin Autodidakt, dementsprechend musste ich mir beim Aufnahmeprozess erst einmal einiges selbst  aneignen. „Call Yourself New“ war das erste Album, das ich ganz und gar alleine geschrieben und aufgenommen habe. Da musste ich erst einmal in diese Rolle reinwachsen. Nicht nur was die technischen Fähigkeiten anbelangt, sondern auch, dass man erst einmal einen gewissen Workflow entwickelt, der über die Zeit auch funktioniert. Bei dem kommenden Album ist das Ganze ein deutlich in sich geschlosseneres Werk als die Alben davor.

Herzlichen Glückwunsch zum Signing mit Italians Do It Better (IDIB) als erste deutsche Band! Was hat euren Wechselwunsch vom eigenen Label „Better Call Rob“ hin zu IDIB veranlasst und was hat sich durch den Wechsel für euch verändert?

Deniz: Wir waren schon immer Fans des Labels, was die Musik, aber auch die audiovisuelle Umsetzung anbelangt. Um zu verstehen, warum wir dahin gegangen sind, muss man erst einmal wissen, dass wir die Alben davor natürlich nur im Alleingang veröffentlicht haben, weil wir von der deutschen Musikindustrie in erster Linie eher Ablehnung erfahren haben, da unsere Musik weder deutschsprachig ist noch in die Mainstream-Richtung geht. Alleine unser Bandname und auch unsere Herkunft sind anscheinend nicht Deutsch genug, um da so angenommen zu werden. Das ist auch irgendwie schizophren, wenn man bedenkt, dass wir erst zu einem Label in Los Angeles gehen müssen, um hier in Deutschland mehr Zuspruch zu kriegen. Mich hat diese Art von Ablehnung aus der Vergangenheit aber nur noch mehr darin bestärkt, dass unsere Musik einfach eine bestimmte Qualität hat, die international dafür umso besser funktionieren kann. Da mir unser Gefühl ja anscheinend Recht gegeben hat, ist es natürlich toll, dass die Leute uns jetzt aus aller Welt hören und schreiben, sei es aus Italien, Mexiko oder den USA.

Und das ist sowieso schon immer das Wichtigste für mich gewesen: wie Musik Menschen verbinden kann, egal wo sie sind.

Der Stil in euren neuen Songs hat deutliche 80er Synth Pop-Einschläge – ihr passt damit perfekt zum musikalischen Fokus von IDIB. Deniz, ich habe gelesen, dass du keine Platte zweimal machen möchtest und immer wieder mit neuen Sounds experimentierst. Löst das Signing mit IDIB Druck aus, sich nun stets an den Stil des Labels richten zu müssen?

Deniz: Das Einzige, das mich unter Druck setzt, ist letztlich nur mein eigener Anspruch, mich nicht zu wiederholen. Wenn man kreativ ist, hat man immer diese Kluft zwischen dem, was man schon kann und gemacht hat und dem, was man noch alles machen möchte, wofür man aber vielleicht aktuell noch nicht die Fähigkeiten hat. Diese Kluft zu überwinden, ist und war auch schon immer mein Antrieb. Wenn man Musik macht, kann man eigentlich nichts falsch damit machen, zurückzublicken auf das, was in den vergangenen Jahrzehnten musikalisch passiert ist. Einige meiner Lieblingsalben sind nun einmal in den 80er Jahren entstanden, dementsprechend bin ich natürlich auch stark davon beeinflusst. Warum ich mit elektronischen Elementen arbeite, hat aber auch praktikable Gründe. Letztlich mache ich alles selber und so kann ich alleine in meinem Heimstudio arbeiten und Songs fertig stellen. Es macht auch Spaß, elektronische Sounds, die man schon hat, noch weiter zu manipulieren und damit zu experimentieren.

Mal abgesehen vom finanziellen Aspekt und der prekären Lage vieler Kunstschaffender aktuell – wie beeinflusst diese gesellschaftliche Entschleunigung und das „Zuhausesein-Müssen“ euren kreativen Schaffensprozess?

Deniz: Die aktuelle Situation ist sicherlich nicht leicht für einige, ich bin aber zuversichtlich, dass es immer Musik geben wird. Die Art und Weise, wie diese kommuniziert wird, wird sich aber sicherlich ändern. Die Musikindustrie bewegt sich schon seit Jahren auf dünnem Eis und man kann jetzt nur hoffen, dass sich durch diese Krise einiges zum Besseren wendet. Für uns hat sich aber nicht viel geändert, da wir sowieso nicht ausgiebig getourt sind und eh fast alles hinter den Kulissen eigenständig machen. Alles Weitere läuft auch gut über das Internet.

Wir sind gespannt auf das im Herbst erscheinende Album „Darkest Dreams“ und sagen: vielen Dank für das Interview!

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// Text: Sarah Grodd //
// Bild: Kraków Loves Adana //