Krupski – Die Knittrigen (Buchrezension)
Krupski, auch bekannt als Sänger und Texter der Nürnberger Post-Punk-Band schubsen, ist literarisch gesehen kein unbeschriebenes Blatt. Bereits 2015 veröffentlichte er gemeinsam mit Bird Berlin den Gedichtband „Bitterhonig & Der Klang des Taumelns“, 2017 folgten die Reiseerzählungen „Nach dem Autoscooter links“. Am 22. November wird sein neues Buch „Die Knittrigen“ erscheinen. Darin eröffnet Krupski vor allem eins: Perspektiven. Perspektiven auf vermeintliche Gewinner und Verlierer. Perspektiven auf Ansprüche und Normen einer Gesellschaft, die kein Scheitern zulässt.
„Ein Buch wie ein Film Noir über das Ende des Kapitalismus, in dem die Rastlosen ausrasten, Menschen in Funktionskleidern nicht mehr funktionieren und Sprachlose Erpresserbriefe schreiben.“
In zehn Geschichten zeichnet Krupski das Bild einer dunklen Dystopie, die schon längst zur dystopischen Realität einer Leistungsgesellschaft geworden ist. Man muss nur genauer hinschauen, dann erkennt man die Gebrochenen, die Krummen, die Knittrigen. Auf der Straße, im Supermarkt, im Café, in einer Versicherungs-Hotline. Es sind zehn Momentaufnahmen schwieriger Existenzen und verquerer Persönlichkeiten: da ist u.a. die Versicherungstante mit Burnout, die alleinerziehende Kassiererin mit Wasser-schaden, der erfolglose Lockenkopf in der Quarter-Life-Krise oder der kahlgeschorene Schwererziehbare mit tendenziell niedriger Gewaltschwelle.
Noch bevor man in die zehn Geschichten eintauchen kann, deutet Krupski den Weg der folgenden Seiten an, lässt den Leser innehalten und ein Zitat des autobiografisch-politischen Bestsellers „Rückkehr nach Reims“ von Didier Eribon sprechen:
„Die Neuformulierung des Selbst beginnt nicht bei null: Man formt die eigene Identität, indem man diejenige, die einem von der sozialen Ordnung vorgegeben wurde, langsam und geduldig bearbeitet.“
Anders als in seinem Erzählband „Hinter dem Autoscooter links“, in dem er vorrangig verschiedenste autobiografische Situationen beschreibt, bleibt Krupksi in den zehn Geschichten in „Die Knittrigen“ der Außenstehende, der nicht Involvierte. Bewusst emotionslos reiht er Fakt an Fakt, Wort an Wort und entfaltet somit eine Tiefe, die so düster ist wie der November. Auf eine interessante Art und Weise verstrickt Krupski einzelne Schicksale miteinander und erschafft ein Netzwerk aus Personen, die sich ihrer Verbindungen teilweise gar nicht bewusst sind. Doch eine Gemeinschaft, ein Zusammenhalt innerhalb dieses Netzwerkes entsteht daraus nicht. Fast das Gegenteil ist der Fall. Krupski zwingt: zwingt den Leser zum Nachdenken. Nach jeder Geschichte, nach dem gesamten Buch. Doch alleine gelassen wird man dabei nicht. Fein kuratiert gibt Krupski einen Soundtrack mit an die Hand – mit Stücken von Beyoncé, Nils Frahm, den Pet Shop Boys und David Bowie.
„Was kostete mich der gestrige Tag, wie viel ist das morgen noch wert?“
Krupski im Netz:
https://krupskishop.bigcartel.com/
https://www.instagram.com/krupski_krupski/
https://www.facebook.com/schubsmusik
Krupski in Echt:
mit Bird Berlin
20.11. Offenbach
21.11. Koblenz
22.11. Köln
23.11. Dortmund
24.11. Bielefeld
25.11. Hannover
26.11. Greifswald
27.11. Rostock
28.11. Berlin
29.11. Halle
30.11. Leipzig
mit Angela Aux
17.12. Bayreuth
18.12. Nürnberg
19.12. CH-Baden
20.12. CH-Zürich
21.12. Ravensburg
// Text: Sarah Grodd //
// Cover: Krupski & Shila Rastizadeh //