So war: Mario Barth
Es gibt Menschen, die regen sich über Mario Barth furchtbar auf. Sexismus, echauffieren sie sich, Klischeereiterei, Untergang des Abendlandes. Und dann gibt es solche, die liegen dem Berliner zu Füße, verhelfen ihm zu Weltrekorden, kaufen alles, was der Merch-Stand hergibt. Wer sich vergleichsweise selten zu Wort meldet, das sind die gemäßigten Durchwinker. Gut, die sparen sich halt auch eher die mindestens 35 Euro für ein Ticket, von denen geschätzt mindestens 50 Prozent an ein so größenwahnsinniges wie sinnbefreites Raumschiff-Bühnenbild gehen. Und das auch nicht über die Erkenntnis hinwegzutäuschen vermag, dass Mario Barth vor allem eins ist: höchst unaufgeregtes Mittelmaß.
Ein jeder hat, mit Glück oder Pech, wie man’s nimmt, einen solchen Menschen im Bekanntenkreis. Einen, der nicht lapidar in einem Satz mitteilt, wie die Rückreise vom Urlaub so verlaufen ist, sondern das Erlebnis aufbläst bis zum Gehtnichtmehr, mit Pantomime und verteilten Rollen vorträgt, und sich dabei darüber freut, dass sich darüber alle freuen. Punkt. Mehr macht er doch schon eigentlich nicht, der Mayo, und die Antwort darauf, warum die wechselndgleichen Schwänke aus seinem Leben einen Programmtitel erfordern, bleibt er bis zum Ende schuldig – nein sorry, schludrig eher, mehr war sie nämlich nicht, die Hinleitung darauf, wieso das „Männer sind doof, aber sexy“ heißen muss. Freilich ist das ach so selbstironisch, freilich vergöttern ihn die Damen weil „er hat ja so recht“ und die Jungs, weil sie klug erkennen, dass Kumpel Barth die Frauen so geschickt verarscht, indem er so tut, als würde er sich immerzu nur selber …
Und dann auch noch so kurzvorlustig selbstironisch auftritt. Er, der kleine Elektriker, der nicht müde wird, von seinem Brain zu schwadronieren, der diplomierten Götterfreundin, die er mit List und Tücke von einer Verarsche in die nächste zu treiben vorgibt und ohne die es, so könnte man meinen, die Figur „Mario Barth“ einfach nicht gäbe. So aber gibt’s die Mär von den per Chemiebaukasten phosphorgefärbten Hamstern, mit der erklärt wird, wieso „Männer immer nur Scheiße bauen, und das geht nich weg, das wird nur schlimmer“, weißte, und Frauen wollen, dass Männer erwachsen werden, aber das wollen die Männer ja gar nicht, aber pass auf, pass auf, kein Scherz, kein Scherz: Fuß gebrochen, Gips verweigert, dafür beidseitig armbegipster Kumpel, mit dem und, kennste, kennste, weiblichen Anhängen im Urlaub, Spitzensache, Rückflug problematisch, Freundin verarschen rockt, weil sie so neugierig sind und nie zugeben wenn sie was verwechseln.
So also in kurz. Beim Barth, da wird das lang und groß und laut und mimisch und gestisch und, ja, doch, lustig. Irgendwie. Am allerlustigsten jedoch wird es, zumindest qua Publikumsgebrüll, als der – Entschuldigung, welches Jahr haben wir gleich wieder?! – Shades-of-Grey-Joker gezogen und schwups die Arena in eine 5. Klasse beim Bio-Unterricht verwandelt wird. HihihiiiierhatPimmelgesagthiiiiiiiihihihi! Da müssen dem kleinen Finn im Publikum freilich die Ohren zugehalten werden. Was war noch? Loblied auf die Vorzüge der 70er Jahre Pornotitel und –dialoge. Männliche Minderwertigkeitskomplexe wegen High-End-Dildos. Tampon-Regale, gegen die die Dübel-Auswahl bei Obi ein Scheißdreck ist. Joa. Lustig. Irgendwie. Ein bisschen. Zwei Fragen aber bleiben offen: Warum zur Hölle dieses Bühnenbild? Und wer zur Hölle prägt sich ernsthaft eine Mario-Barth-Münze am Münzprägeautomaten und kauft sich dann noch ein Shirt mit diesem unfassbar hässlichen Brüllkäfer?
// Text + Bild: Katharina Wasmeier //