Live / REIN & RAUS

Festivalbericht: Golden Leaves Festival

Andre von www.facebook.com/AtoC.NBG war einer der Glücklichen, die via Losverfahren einen Platz auf dem Golden Leaves Festival ergattert hat. Sein Nachbericht:

Es ist Freitagabend, bis vor einer Woche wusste man noch nicht, wo genau das Festival stattfindet, vor ein paar Tagen dann elektronische Post mit allen Infos und jetzt warten auf Einlass.

Die Besonderheit: Es gibt keine Tickets zu kaufen, die Location ist bis zum Schluss geheim und nur wer sich für die Gästeliste anmeldet und im Losverfahren ausgewählt wird, kommt rein, so auch ich. Die Bands werden einzig durch Spenden der Besucher, die in vollen Umfang an die Künstler gehen, entlohnt – zur Finanzierung der Infrastruktur wurde zum Crowdfounding aufgerufen. Ein riskantes Unterfangen, so etwas auf die Beine zu stellen, aber dennoch wagt es der gemeinnützigen Verein Live at Bedroomdisco e.V. aus Darmstadt mittlerweile zum dritten Mal – mit Erfolg.

Der Verein ist ein Zusammenschluss aus Musikliebhabern, welche exklusive Wohnzimmerkonzerte veranstalten, ein Konzept, das mittlerweile auch (unter selben Namen) in vielen anderen Städten (so auch Live at Bedroomdisco Nürnberg) Anhänger findet.

Zurück zum Golden Leaves. Der Einlass geht zügig voran: Name auf der Gästeliste abhaken, Bändchen drum und schon steht man im Bade SaunaPark Pfungstadt, der zu Beginn des Jahres die Pforten aus brandschutztechnischen Gründen für unbestimmte Zeit schließen musste.

Das Gelände, ein grüner Park mit Sandstrand, wurde von den vielen ehrenamtlichen Helfern mit Liebe zum Detail gestaltet. Zwei Bühnen wurden errichtet, auf denen an zwei Festivaltagen insgesamt zwölf Bands ihre Künste zum Besten gaben. Im Lineup eine handvoll Künstler, welche bereits bei anderen Gelegenheiten live begutachtet wurden, es blieb also spannend, was Neuentdeckungen angeht.

2
Das großartige Lineup des Golden Leaves Festival.LS – Lagerfeuerstage (kleine Bühne). MS – Mainstage.

Der Zeitplan war so gestaltet, dass die Bühnen im Wechsel bespielt wurden und man in aller Ruhe (!) eine Band nach der anderen auf sich wirken lassen konnte. Die ruhige Atmosphäre – ein weiteres Beispiel dafür, dass neben den Veranstaltern, auch die Gäste zum Kreis der Musikliebhaber gehören, die ein Festival eben wegen der Musik besuchen. Gut so!

Der Freitag ging reibungslos und wettertechnisch trocken über die Bühne, durchweg gute Musik von a forest (Pop mit Einflüssen aus Electronica, Kammerpop, Singer-Songwriter, altem Soul und Minimal Techno), HELMUT (loopbasierten Songs), Intergalactic Lovers (ausgereifter und tiefgründiger Pop mit Ausflügen in Richtung Folk), Rue Royale (Indie-Folk-Pop) und abschließend Florian Ostertag, ein talentierter Singer-Songwriter, der sich neben der Akustikgitarre auch mit einem Berg an Instrumenten auf der Bühne präsentiert. So wurden unter anderem auch eine Schreibmaschine oder ein altes Radio in Songs eingebaut. Pünktlich um 23 Uhr gingen nach einer leisen Zugabe die Lichter aus … Und wurden am Samstag Nachmittag wieder angeknipst.

3
Erste Band: a forest – Pop mit Einflüssen aus Electronica, Kammerpop, Singer-Songwriter, altem Soul und Minimal Techno – auf der Mainstage vor entspanntem Publikum, rechts im Bild die Lagerfeuerstage mit Sandstrand.

1
Abschlusskonzert für Freitag: Florian Ostertag, ein talentierter Singer-Songwriter, der sich neben der Akustikgitarre auch mit einem Berg an Instrumenten auf der Bühne präsentiert.

Bevor es am nächsten Tag los ging, schnell noch eine Kugel des begehrten „GoldenLeaves-Eis“ (ja, richtig, eine extra und nur für das Festival produzierte Sorte von „Coccola Eis“) ergattern, bevor es ausverkauft war. Dann ab auf die Wiese für den ersten Auftritt des Tages, der auch gleich mal die persönliche Neuentdeckung des Wochenendes war. Auf der Bühne stand Jeff Beadle und stellte sein Debütalbum „The Huntings End“ vor. Er beeindruckte mit Singer-Songwriter-Folk ohne Schnörkel. Authentische Geschichten, die Beadle in „Songs verwandelte, die einen unvorbereitet treffen, mitnehmen, teils berühren, teils Spuren hinterlassen“ (treffend formuliert vom Veranstalter). Mit diesem Auftritt am Ende seiner ersten (Wohnzimmer-)Tour durch Deutschland stehend, versprach er nach seinem Auftritt, Anfang nächstes Jahr wieder zukommen (Anmerkung: Liebe Konzertveranstalter in & um Nürnberg, ich hoffe das habt ihr auf dem Schirm – Liebe Musikfans, ich hoffe ihr auch.).

5
Jeff Beadle – Singer/Songwriter Folk ohne Schnörkel, persönliche Neuentdeckung des Festivalwochenendes.

Es folgte das Electronica-Pop-Duo Parasite Single, das unter anderem mit ihrer aktuellen Single „The Hunt“ überzeugen konnte.

Bis dahin war das Wetter stabil, beim Auftritt von Solander (Songwriter-Folk) allerdings gab es dann doch mal einen halbstündigen Guss von oben. Man war entweder gut vorbereitet oder suchte schnell einen Unterschlupf, um den Rest des Festivals trocken zu erleben. Vermutlich ist es auch dem Regen anzulasten, dass plötzlich auch auf der Bühne nichts mehr ging. Aber dank ein paar flinker Helfer konnte das Konzert ein paar Minuten später schon fortgesetzt werden.

Bühnenwechsel, nächste Band: Talking to Turtles. Die hatten gerade erst das sehr hörenswerte Album „Split“ rausgebracht und waren mit Hundreds auf Tour. Fast schon kein Wunder, dass bei ihren ohrwurmverdächtigen Singer-Songwriter-Songs sogar die Sonne wieder hervorkam.

6
Talking to Turtles mit ohrwurmverdächtigen Singer-Songwriter-Songs auf der Lagerfeuerstage.

Das gute Wetter blieb, ebenso wie gute Musik, es folgte Folkpop von HONIG, die mit kompletter Band und ausladender Instrumentierung ihr am Vortag erschienene neue Album „It’s Not a Hummingbird,It’s Your Father’s Ghost“ präsentierten. Auch mit dabei: Gastmusiker Hello Piedpiper – die beiden Singer/Songwriter konnte man übrigens bereits im April im Club Stereo in Nürnberg begutachten – und auch in nicht allzu entfernter Zukunft wird es die beiden (getrennt voneinander) wieder nach Nürnberg verschlagen, ebenso wie die ein oder andere Band des Festivals.

Mit der Band Still Parade (Dream-Folk), deren Konzept es ist, den vollen Aufmerksamkeitsfokus der Zuhörer auf ihre Musik mit einer außergewöhnlichen Stimme zu lenken, neigte sich dann auch der zweite Tag eines gelungenen kleinen Festivals dem Ende zu. Zum Abschluss präsentierte sich noch die belgische Indie-Pop-Band Girls In Hawaii und setzte dem Festival mit ihrem Auftritt noch das Krönchen auf, welches es zu Recht verdient hat!

7
Die „Geheimniskrämer-Band“ Still Parade bespielt die Lagerfeuerstage mit Dream-Folk.

/ Text & Bilder: Andre Prager /
(Der Bericht ist auf Facebook auf Andre’s Kanal www.facebook.com/AtoC.NBG ebenfalls zu finden.)

www.goldenleavesfestival.de
www.facebook.com/GoldenLeavesFestival

p.s.: Das Golden Leaves Festival wird selbstverständlich auch 2015 stattfinden! Hier ein paar abschließende Worte der Veranstalter, veröffentlicht auf der Facebook-Seite des Festivals: „Freunde! Gerade haben wir die Schlüssel zum Schwimmbad abgegeben und 7 Tage Golden Leaves Festival-Abendteuer in Pfungstadt sind damit beendet! Es war eine aufregende und tolle Zeit, die wir dort verbracht haben und es gilt an dieser Stelle noch mal eine ganze Reihe Dankeschöns in die Runde zu werfen: Zu allererst wollen wir euch Gästen danken, die uns seit nunmehr drei Jahren treu sind, das Konzept mittragen, sich auch dieses Jahr nicht vom Regen abhalten lassen haben und durch deren Spenden sichergestellt wurde, dass das Festival auch in 2015 wieder an den Start gehen kann! Wir machen ein außergewöhnliches Festival, für außergewöhnliche Menschen – das macht uns stolz, glücklich und nur so wollen wir das! Danke! Dann müssen wir an dieser Stelle auch noch mal einen großen gen Himmel zeigenden Daumen an all unsere ehrenamtlichen Helfer richten – „Was wir machen ist nicht vorgesehen, aber es ist schön dich hier zu sehen“, hieß es bei Tomte – besser können wir es nicht sagen, aber wir versuchen es mal: Es ist unglaublich mit wieviel Einsatz, Zeit und Energie ihr auch dieses Jahr dem Festival wieder Leben eingehaucht und ihm ein Gesicht gegeben habt – Hut ab, danke, romantische High-5s! Wir können euch nicht genug danken, ihr seid der Hammer! Als nächstes wollen wir all den Menschen danken, die sich auf das Festival-Konzept eingelassen haben und uns für die letzte Woche das Gelände überlassen haben: Wir danken Bürgermeister Patrick Koch, ganz besonders Hr. Beißwenger, Hr. Krämer und Fr. Klink von Pfungstadt Marketing, Axel Nickel, dem Ordnungsamt, der Polizei und Feuerwehr und all den anderen, die sich von uns überzeugen lassen haben und uns immer mit Rat und Tat zur Seite standen! Und natürlich Stephi und Ferry, die uns überhaupt erst auf die Idee gebracht haben! Weiter geht es mit den Agenturen, Agenten und Bands, die an uns geglaubt haben und uns zwei Tage gute Musik und Gänsehaut beschert haben – das war großes Kino, danke!!! Zu guter letzt bedanken wir uns bei diesen Firmen, die uns unterstützt haben und ohne die es dieses Festival in dieser Form nicht gegeben hätte: audiluma, AStA der TU Darmstadt, Profilwerkstatt Darmstadt, HEAG mobiBus, Rieso Getränke, Krämer Getränkefachgroßhandel, Pfungstädter, Gude Stoff, Lemonaid, Sechzisch Vierzisch, Partisan Vodka, 603qm, Schlosskeller Darmstadt, Tag & Nacht Studios, Goldener Hirsch, Baobab Hussen, Coccola – Die Eis- und Schokomacher, Sonnenglas und Baumpflege Bergstrasse GbR. Wir sind jetzt mal 1-2 Wochen raus, die Schwielen an Händen und Beinen abklingen lassen bzw. das Erlebte verdauen und etwas Schlaf nachholen und dann geht es mit Vollgaß an die Planung für 2015 – Danke, over & out, Spread For Great Golden Leaves Festival 2014!“