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Konzert(e)bericht(e): Rock im Park 2015

Wie das so ist bei einem Festival in der eigenen Stadt, gehen natürlich auch mehrere Redaktionsmitglieder hin und jeder schaut sich was anderes an. Oder teilweise auch alle das gleiche. Natürlich aber dann auch mit verschiedenen Meinungen. Bei R.I.P. waren die Katharina, der Leo, der Simon und der Jens. Von allen gibt’s jetzt einen kleinen Nachschlag. Natürlich lassen wir die Dame zuerst zu Wort kommen!

KATHARINA
Freitag: Eagles of Death Metal – noch nie was gehört (sagt aber nix, weil kannwill mir ungefähr keine Bandnamen merken), wurde aber beschwichtigt, der Name sei nicht Programm. Kann ich leider nicht verifizieren, da ich damit beschäftigt war, nicht zu vergrillen. Flucht in den Schatten nach gefühlten 45, vermutlich eher realen zwei Minuten.

Frank Turner – kurze, aber nicht minder wagemutige Stippvisiten von aus dem Schatten auf die Herdplatte „Center Stage“. Guter Mann. Glaub ich. Wo is‘ eigentlich mein Wasser?

Bastille – jeder Südländer würde mich jetzt für verrückt erklären, aber ich muss sofort aus dem Schatten zu dieser Band hüpftanzen. Hat sich gelohnt. Wurde dann aber von fürsorglichen Menschen dorthin zurücktransportiert, wo es für mein nordisches Gemüt gesünder ist. Angeblich.

Annemaykantereit – „gesünder“ stellte sich dann als die Arena heraus, in die sich ungefähr 37 Millionen andere Menschen geflüchtet hatten. Wegen vermeintlich kühler. Und wegen „Ich hab gehört die sind voll toll“. Toll war nicht: Füße in den Bauch stehen am Getränkedings. Laune verhält sich umgekehrt exponentiell zur Temperatur. Flucht nach draußen.

Beatsteaks – hätte schön werden können, wenn ich nicht in dieser Arena … naja. Wo ist jetzt eigentlich dieser Simon, für den ich extra das Bier … ? Trink ich’s halt selber.

Foo Fighters – großes Outing im Vorfeld: „Sagt mir nix!“; Reaktion: „Dooooch klar und die sind sooo der Haaaammer!“ Bin ja kein Musiknazi, mach ich also mal mit. Verlebe langweiligstes, nichtssagendstes Konzert ever. Bin fassungslos, dass Menschen die Band noch mehr feiern als die sich selbst. Höre über die gesamte Strecke den selben, einfallslosen Brei. Bin bestätigt in meinen (inhaltslosen) Vorurteilen. Hätt ich lieber nochmal Motörhead durchlitten. Überdenke Freundeskreis. Liebe sie trotzdem. Also die Freunde.

foo fighters

Samstag: Bad Religion – wieso stehen da Oberstudienräte auf der Bühne und aus den Boxen kommt aber sowas wie Punk? Keine Ahnung, is‘ mir auch egal, Tag 2 ist mein Tag 4, Körpertemperatur nah bei 56 Grad. Wo war gleich wieder diese Wasserstelle?

A Day To Remember – wollte doch jetzt eigentlich irgendwas anderes … kann nicht mehr denken … Habe mein Kamel verloren. Aber da hinten … eine Oase … ich seh’s … ganz … deutlich …

Rise Against – im heimischen Sanitätszelt bemerkt dass „Jamie T“ ver(haha)schwitzt. Sauer mit Welt. Projiziere Saurigkeit auf Rise against.

Clueso – juhujuhu, endlich was mitohne Prügeldrums und Nurgitarre. Den Clueso, den hab ich schon gesehen, da war er noch sooo klein und Vordings von den Fantas. Mag ich seitdem. Hat sich nicht geändert. Der Clueso sich hingegen schon und macht die Sache gut und zackig. Sehr schön.

Marilyn Manson – letztes Konzert vom Gruselrocker: betritt Bühne, schlägt alles kurz und klein, verlässt Bühne nach fünf Minuten wieder. Bin vorfreudig. Will „Beautiful People“ hören und wieder 16 sein. Marilyn schlägt sich tapfer, muss viele Pausen machen um Mate und Tofu zu sich zu nehmen. Krabbelt lasziv am Bühnerand herum, muss sich weniger lasziv zurückrobben, um sich irgendwo wieder hochstemmen zu können. Bin verliebt. Spielt „Beautiful People“. Bin 16. Fällt mir nichts, dir nichts von der Bühne. Bin schwer verliebt.

Body Count – werde unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in die Arena gelockt. Checke erst, was Masse (!) ist, als mir auch schon mitgeteilt wird, ich hätte mein Gesicht verloren. Bevor jemand der Irren um mich rum drauftritt, materialisiere ich mich nach draußen. Boah!

Fritz Kalkbrenner – finde Gesicht schlagartig wieder. Und dazu noch ein zweites, wegen einmal außenrum grinsen. Wunderprächtig, Blitze zucken, Körper auch, zumindest die weiblichen. Die von den Jungs nicken nur. Männer halt. Bin befriedet mit der Welt. Auch wenn kleine dicke singende DJs irgendwie … rührend sind.

Sonntag: Trailerpark – hör ich nur von draußen, Tag 3/5 beginnt aus Gründen von Alter, Konstitution und sich in den Weg werfenden Bier(gärt)en etwas spät. Und wie sich das gehört bereue ich zutiefst, nicht früher angereist zu sein. Aber man wird ja bekanntlich älter, nicht schlauer.

Prinz Pi – ei … wann die wohl aufwachen?

KIZ – ok, die SIND aufgewacht. Dürfen Kinder unter 21 eigentlich hier rein? Und wieso läuft eigentlich nebenan auf der Center Stage seit gefühlt einer Stunde ausschließlich „Ich will nicht nach Berlin“? Egal, hat noch jemand Schnaps?

The Prodigy – wenn es ein „Muss“ gegeben hat für dieses WE, dann die. Und sie tun mir den Gefallen, mir wieder recht zu geben. Alter was ein Wumms! Kann der Marsi drüben mal schön die Welt grün färben, ich hardrockrave hier und vergess alles außenrum. Außer …

prodigy

Deichkind – für die mir anscheinend 1. immer noch der intellektuelle Zugang fehlt, 2. um ehrlich zu sein die Kraft und 3. darüber hinaus die Erinnerung. Finde mich irgendwann im Gepäckabteil des Shuttlebusses wieder. Erachte Festival als Nahtoderfahrung. Mach ich nie wieder. Höhö …

 
LEO
Sonntag: Trailerpark – Im Vergleich zu bisherigen Veranstaltungen absolvierte Trailerpark einen durch und durch nüchternen und astrein einstudierten Auftritt. Manko: Durch die Kommerzialisierung von Alligatoah ist auch die Altersklasse bei Trailerpark auf durchschnittlich 16 gefallen.

K.I.Z. – Bei K.I.Z. merkte man mal wieder welchen Charme Waffen versprühen können, insbesondere dann, wenn man mit Maschinenpistolen eingekreist wird. Und auch ohne starke Antifa-Tendenzen war es ein etwas komisches Gefühl 10.000 Leute >>ich bin Adolf Hitler<< auf dem ehemaligen NS-Reichsparteitagsgelände singen zu hören.

Marsimoto – Leute, die sich Marsimoto im ersten Wellenbrecher nüchtern anschauen wollten, hatten keine Chance, denn die Marsi-Crew hatte präventiv mehr geraucht, um die Passivraucher ebenfalls in den gleichen Bewusstseinszustand zu versetzten. Bleibt nicht viel zu sagen, >>high<<.

marsi

Deichkind – Deichkind war heuer nur in der mittleren Position des Publikums zu empfehlen. Denn auch wenn eine gewisse Bassdröhnung fett ist, ist Bass nicht so fett, dass er jegliche Höhen und Tiefen samt Vocals übertönen sollte. Trotzdem flasht die Bühnenshow wiedermal so sehr, dass einem das eh egal ist.

SIMON
Freitag: Annenmaykantereit – Der Höhenflug der drei Jungs scheint aktuell kein Ende zu nehmen. Bei Rock im Park spielten sie zwar „nur“ in der Arena, dafür war diese um einiges voller als bei so manchen gestandenen Bands. Einziger Wermutstropfen, vor allem für die Damenwelt, war nur das Fehlen von >>Barfuß am Klavier<< in der Setlist.

Samstag: Tocotronic – Sie können’s einfach: jedesmal eine solide Show mit intelligenten Texten. Liebevoll bezeichne ich sie als Punkrock für Germanistikstudenten und mag sie trotz des fehlenden Studiums.

tocotronic

Bodycount – Hab ich das wirklich erlebt? Die Meinungen waren geteilt, laut der jüngeren Leute so la la und alle über 25 fanden sie hervorragend. Man muss vielleicht damit aufgewachsen sein, aber ich bleibe dabei. Ice-T und Body-Motherfucking-Count haben derbe abgeliefert!

Sonntag: Feine Sahne Fischfilet – Pfeffiduschen für die ersten Reihen, Pyrotechnik auf und vor der Bühne, Ausflüge ins Publikum und politische Statements mit Substanz. Ganz schön viel für ein Konzert, es gab aber auch noch wunderschöne Aufblastiere, eine Schwimminsel und Crowdsurfing des Sängers. Ein unglaublich geiler Beginn des letzten Festivaltages. Jedes mal ein Fest!

feinesahnefischfilet

JENS
Ich hab mich entschieden, das Ganze nicht nach Tagen und Bands zu unterteilen, sondern einfach einen kleinen Text zu verfassen. Hab eh das meiste schon vergessen und auch fast nix lang genug gesehen, um einen detailierten Nachbericht zu schreiben. Starten wollte ich am Freitag bei Annenmaykantereit. Also geschaut, dass ich rechtzeitig zu Hause los komm und pünktlich vor Ort bin. Hat auch fast geklappt. Natürlich wollte ich nicht ohne das erste Kaltgetränk zur ersten Band. Und so hab ich versucht an der Menge vorbei, noch mit den Klängen von Bastille im Ohr von der Center-Stage, an den ersten Bierstand zu gelangen. Dort allerdings viel zu viel Zeit verbracht (war so schön schattig und die Getränke waren nicht weit …), so dass ich gerade noch die letzten beiden Songs in der extrem vollen Arena mitbekommen hab. Klang gut und ich bin mir sicher das ganze Konzert hätte sich gelohnt. Ok. Schwieriger Start dieses Jahr. Obwohl: Getränketechnisch lief alles hervorragend! Dann ab zu den Beatsteaks.

Allmächd war das heiß! Nach vier oder fünf Songs war ich medium well und hätte mich als eigene Imbissbude anbieten können. Die Band war allerdings gut gelaunt und hat Spaß gemacht. Die perfekte Festival-Band. Dann ab in den Schatten. Natürlich gab’s den am nächsten Bierstand. Zurück in die Arena zu OK Kid.

Der erste Song war „Stadt ohne Meer“ und hat die halbgefüllte Halle gleich zum mitgröhlen und hüpfen gebracht. Nach dem zweiten musste ich das Geschehen verlassen zwecks Treffen mit ein paar Leuten. Ich hab OK Kid schon ein- oder zweimal gesehen und für mich ist das so ein Sonntagnachmittagzuhauseamsofa-Sound. Nett, aber nicht wirklich mitreissend. Viel Zeit hatte ich nicht mehr. Musste doch gegen 22.30 Uhr in der Innenstadt sein. Also noch für ein paar Songs zu den Foo Fighters (natürlich nicht, ohne den ein oder anderen Bierstand mitzunehmen).

Katharina hat weiter oben ja vernichtende Wort gefunden, ich werde mich denen nicht anschließen, da ich schon seit Jugendtagen ein großer Fan von Dave Grohl bin und damit auch logischerweise von den Foo Fighters. Guter Mann, guter Sound, guter Rock! Auch beim dritten Konzert in den letzten Jahren mitreißend. Und wie sich mittlerweile rausgestellt hat, spielt der Gute auch mit gebrochenem Bein weiter und zieht sich nicht zurück wie der nette Herr Manson. Samstag hab ich pausiert. Interessiert hätte mich eigentlich nur Body Count, eigentlich sogar nur Ice-T. Aber die Nacht davor war noch lang und die Nacht die folgen sollte auch. Also regenerieren! Sonntag dagegen ging’s trotz langer Nacht schon für meine Verhältnisse früh los. Pünktlich zu Bilderbuch war ich an der Alterna-Stage.

Ich mag die Jungs ja. Hör von allen Seiten immer „arrogant“, „durchgeknallt“ (ist ja nix schlechtes), „musikalisch langweilig“ usw. Mir hat’s gefallen. Symphatische Band, guter Sound, nette Texte. Können gern wiederkommen.

bilderbuch

Die Alterna-Stage sollte am Sonntag fast meine gesamte Aufmerksamkeit bekommen (ich hab festgestellt, dass man da die Bierstände am besten platziert hat! Man kann ohne Probleme ein ganzes Konzert gut sehen und hören ohne da weg zu müssen. Ein großer Vorteil!). Allerdings war das auch vorher schon so geplant. Nach Bilderbuch kurz rüber zur Center um noch ein paar Klänge von Interpol zu hören.

Gute und solide Band. Viel war da allerdings nicht los. Weil sonst nichts für uns interessantes zu sehen war, ging’s erstmal essen. Nächster halt: Prinz Pi – gar nicht mein Ding.

Weiß nicht warum. Fands stinklangweilig mit schlechten Texten und habe mich dann lieber in Gespräche am Bierstand (wo sonst) verwickelt lassen. Der nächste Ausflug ging wieder zur Center-Stage zu Kraftklub.

Das war so ein Konzert, das ich unbedingt sehen wollte, weil noch nie geschafft und immer nur gutes gehört. Und die Jungs kommen ja auch sympathisch rüber. War gut! Gute Stimmung, guter Sound. Hätte gern mehr als 30 Minuten gehört, aber meine Begleiter (die im Lauf des Tages angewachsen und vermehrt den Bierstand gegen den Cocktailstand tauschen wollten) haben darauf gedrängt, zu K.I.Z. zu wechseln.

kraftklub

Ein paar Minuten konnte ich sie noch aufhalten, dann habe ich aufgegeben. Und das auch nicht bereut. K.I.Z. haben mich positiv überrascht. Hab ich zwar vor ein paar Jahren (oder letztes?) schonmal gesehen, aber nicht so gut in Erinnerung behalten. Sehr gutes Konzert. Man hat die ganze Zeit das Gefühl, dass alle Gäste immer nur verarscht werden und mit uns gespielt wird. Gefällt mir! Im Anschluss haben wir unseren Platz am Bierstand verlassen und haben uns für unsere Verhältnisse (sind ja auch nicht mehr die jüngsten) weit nach ganz vorne Begeben. Unser Highlight stand bevor: Marsimoto.

Und er hat uns nicht enttäuscht. Die komplette Bühne wurde grün und man hat an den Gerüchen gemerkt, dass überall kleine Marsis um uns rumstanden. Kraftvoller, guter Auftritt! Die neuen Songs sind echt prima (seit Freitag weiß ich auch, dass die auch am neuen Album sehr gut rüberkommen). Hab zwar gehofft, dass für ein oder zwei Songs Materia erscheint (wie letztes Jahr bei Materia Marsimoto erschien), aber es ging auch ohne bestens! Kurz vor Schluss noch schnell für zwei Songs rüber zu Prodigy.

Sind zu weit hinten geblieben um einen wirklichen Eindruck zu bekommen. Fazit war in der kurzen Zeit: sehr geile Effekte und Show… Zurück zum angestammten Platz, wo man uns mittlerweile bei Eintreffen schon das Bier fraglos hinstellte, um unseren RIP-Abschluss mit Deichkind zu feiern.

Naja. Deichkind halt. Geärgert hat mich, dass die Bildschirme schwarz blieben (sind diesmal wieder etwas weiter hinten geblieben). Aber ansonsten wie gewohnt Halli-Galli-Drecksau! Wie eh und je. Vollgas-Veranstaltung würde der gute Jürgen Klopp sagen. Nachdem das Bier alle war, haben wir uns auch verdrückt. Mein WE-Fazit: Freitag verpeilt und zu kurz, Samstag entspanntes Wellness-Programm, Sonntag bester und interessantester Tag. Danke an Becks für das viele Bier!

// Texte: Katharina Wasmeier / Leo Zimmermann / Simon Strauss / Jens Riedel //