Gastro

Monobar: Support für eine Lieblingskneipe

Die Monobar in der Klaragasse ist eines dieser so wichtigen Kneipen-Kleinode, die aufgrund der Corona-Pandemie in akuter Existenznot stecken. In den sozialen Medien (Facebook-Link) hat Cheffe Dominik Haas vor einigen Tagen einen Hilferuf veröffentlicht und sucht MonoPaten, die ihn dabei unterstützen, seinen Traum als soloselbstständiger Kneipenwirt weiter leben zu können. Dass für ihn sein Beruf weitaus mehr als Arbeit ist, warum die derzeitigen Hilfen ihn größtenteils nicht erreichen und was er sich zu Weihnachten wünscht, davon erzählt er im ausführlichen Interview mit uns:

Wie geht es dir aktuell?
Wie den meisten Gastronomen, Kulturschaffenden, Künstlern, Minijobbern und Selbstständigen momentan… den Umständen entsprechend nicht gut, leider. Unsere Existenzgrundlagen sind aktuell außer Kraft gesetzt.

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Du bist noch nicht lange selbstständig. Bereust du es?
Ich mache meinen Beruf aus Leidenschaft, da gibt’s nichts zu bereuen. Orte, wie der unsere, sind nahezu ausnahmslos der Selbstständigkeit gedankt. Ich arbeite in der monoBar seit ihrer Gründung 2010, führte die Bar verantwortlich von Juni 2015 bis Ende 2019 und durfte schließlich Anfang 2020 mit wohlwollender Unterstützung der bisherigen Betreiber und engen Freunde, die monoBar als Pächter übernehmen.

Damit erfüllte sich für mich ein Lebenstraum, die Zukunft der Bar zusammen mit dem tollsten Team, das man sich wünschen darf, und vielen gemeinsamen Freunden und Wegbegleitern weiterhin gesund, nachhaltig und erfolgreich zu gestalten und uns die Mono als „zweites Zuhause“ zu bewahren. Dafür bin ich bis heute unendlich dankbar.

Von Januar bis zum 14. März lief der Übergang sogar besser, als erhofft. Dann kam Corona und der Lockdown. Von Mitte März bis Ende Juni Geschäftsausfall. Dann zusätzliche Umrüstung auf möglichen Außenbetrieb und spontane Neuerfindung als urbaner Straßen-Biergarten von 17 bis 23 Uhr (die monoBar öffnet konzeptbedingt eigentlich von 20Uhr abends bis in die Nacht hinein, regelmäßig begleitet von klassischem Live-Bar-DJing). So ging es dann bis Ende September, als Innenbetrieb (unter Auflagen) auch für uns wieder erlaubt wurde. Also Umbaupause und erneuter Aufwand, um sich ordentlich den neuen Anforderungen zu stellen und den Winterbetrieb, trotz enormer Einschränkungen, sicher angehen zu können. Zweieinhalb Wochen Betrieb, dann wurde im November doch erneut geschlossen. Aus vier Wochen wurden acht und mittlerweile scheint keine Änderung der Lockdown-Strategie in Sicht.

Von den zwölf Monaten dieses Jahr konnten wir nur 2,5 wirtschaften wie gewohnt und erhofft.

9,5 Monate waren entweder geschlossen, extrem eingeschränkt geöffnet oder im nötigen Umbau. Ohne der Art außerordentliche, grundlegende Störungen des normalen Betriebs, wäre natürlich kein derartiger Schaden eingetreten.

Ich bereue deshalb trotz aller Investitionen und finanzieller Verluste keinen Moment der Anstrengung und des Kämpfens, schaffe es unter diesen Bedingungen aber kein weiteres Jahr mehr alleine. Es geht nicht mehr, ohne Hilfe oder vernünftigen Geschäftsbetrieb. Die Kosten fressen uns sonst auf!

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Wie verbringst du deine Tage seit dem erneuten Lockdown? Hast du neue Hobbys entdeckt?
Viele Tage verbringe ich zunehmend schlaflos und mit der Suche nach Lösungen. Der drohende Totalschaden ist real und kommt monatlich näher.

Kein Alkohol, gesunde Ernährung, selber kochen, Immunsystem stärken und viel Sport helfen, auszugleichen.

Wie war das bisherige Feedback auf die Bekanntgabe deiner Situation?
Ausnahmslos positiv. Ich bin unglaublich dankbar und überwältigt von der direkten Hilfsbereitschaft der Leute. Es kommen täglich Support-Mails mit Zuspruch und den besten Wünschen. Glücklicherweise haben die monoBar über die Jahre viele Menschen lieben gelernt, was ich als herzliches Kompliment für unser aller Wirken interpretiere und als klare Botschaft, uns des Bewahrens wert fühlen zu dürfen. Nach vier Tagen war bereits ein Drittel der erfragten Hilfe erreicht. Schon das Feedback im Frühjahr zur damaligen Gutschein-Kampagne war enorm. Bleibt natürlich abzuwarten, ob wir auch diesmal erfolgreich sein können, aber die anfängliche Resonanz ist ein willkommener Grund zur Freude und stimmt optimistisch.

Ich halte es jedoch auch für wichtig und richtig, auf die allgemeine Dringlichkeit der Situation aufmerksam zu machen. Ich bin nicht der Einzige, der durch den erneuten Lockdown jetzt an seine Grenzen kommt. Vor allem der Teil Selbstständiger, welcher sich nach Januar 2019 gründete, neu investierte oder nicht zumindest bereits erwirtschaftete Rücklagen zur Verfügung hat, steht nun unmittelbar vor größten Problemen. Diejenigen mit Rücklagen sehen der erarbeiteten Vorsorge aktuell notgedrungen beim Schmelzen zu.
Ebenso betrifft das all jene, die für und mit uns arbeiten oder die es bis vor kurzem noch konnten: Personal, Dienstleister, Lieferanten, Künstler, Veranstalter, Brauereien etc. Die destruktiven Folgen der Schließungen sind bereits enorm und werden nun zusehends schlimmer.

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Die bisherigen Hilfspakete sind kaum bei dir angekommen. Macht dich das nicht wütend?
Die Soforthilfe vom Frühjahr kam noch an, kann den Schaden allerdings nicht annähernd ausgleichen. Ende Oktober wurde ein zeitlich begrenzter Lockdown-Rahmen von vier Wochen und schnelle, unbürokratische Hilfszahlungen für den Ausfall versprochen. Beide Versprechen wurden nicht gehalten. Der Lockdown besteht fort, Hilfen sind immer noch nicht eingetroffen. Unter nicht unerheblichen Aufwand und Kosten wurde sich sowohl im Sommer auf Konzepte für Außen, sowie im Herbst auf Konzepte für Innen mit Schutz und Abstand eingestellt, die wirtschaften möglich machen sollten. Das Vertrauen in die Politik ist diesbezüglich daher zu diesem Zeitpunkt eigentlich verloren, man ist vorwiegend auf sich selbst gestellt und kommt zu Recht… oder nicht. Das ist für viele Selbstständige bedauernswerter Weise scheinbar nichts Neues, stellt unter jetzigen Umständen jedoch nahezu eine Unmöglichmachung dar.

Was erhoffst du dir in den nächsten Wochen seitens der Politik?
Eine Besinnung auf nachhaltig tragbare Strategien im Umgang mit dem Corona Virus und eine Abkehr von „Lockdowns“, die erwiesenermaßen wenig bis keine positiven Beiträge zur Verhinderung von Infektionen leisten konnten.

Endlich vorausschauender und angemessener Aufbau von Pflegepersonal und Bettenkapazitäten in Krankenhäusern, anstatt deren Abbau, schlechter Bezahlung und fehlender Ausstattung.

Mehr Prophylaxe durch Ermutigung und Unterstützung zu gesünderen Lebensweisen.

Mehr sinnvolle, verhältnismäßige Maßnahmen, keine pauschalen Verallgemeinerungen, die vielerorts deplatziert wirken und unnötigen, teils gravierenden zusätzlichen Schaden anrichten.

Inwiefern zum Beispiel generelle nächtliche Ausgangssperren von 21 Uhr bis 5 Uhr der Situation gesundheitlich begründet helfen sollen, kann ich nicht nachvollziehen. Deshalb wünsche ich mir vor allem einen unaufgeregteren, sachlicheren und nachvollziehbaren Diskurs und verhältnismäßige, ebenso nachvollziehbare Entscheidungen.

Lockdowns, Isolationen, Freiheitsbeschränkungen und Ausschüttung von Hilfsgeldern als standardisierte, wiederkehrende Mittel der Virusbekämpfung sind doch auf Dauer nicht akzeptabel.

Die dafür benötigten Hilfsgelder wären annehmbar im Gesundheitswesen vorsorglich besser verwendet, als zu versuchen, damit den finanziellen Schaden durch schwer wiegende und in ihrer Effektivität zweifelhafte Lockdowns abzufangen.

Vor allem die gastronomischen Betriebe sind mit am besten und vorbildlichsten auf die geforderten Schutzbedingungen eingestellt. Es wurde entzerrt und halbiert, mit Plastik getrennt, maskiert, Abstand gehalten, desinfiziert, gelüftet, protokolliert und die Gäste wurden kontrolliert und nachverfolgbar in geschlossenen Sitzsystemen mit Service platziert. Kein Büro, U-Bahn, Bus, Supermarkt oder ähnliches wäre da besser aufgestellt. Die Vorstellung von unvermeidbaren wilden, alkoholberauschten, unkontrollierten Feiereien beleidigt die Kompetenzen aller erfahrenen Gastronomen. Anschaulich wurde in der Gastronomie bewiesen, dass die umgesetzten Vorsichtsmaßnahmen im Gegenteil hier im Gros vorbildlich funktionieren und eingehalten, bei Bedarf auch gern kontrolliert werden können.

Der unterstellte protektive Mehrwert von kompletten Schließungen gastronomischer Betriebe auf das alltägliche Infektionsgeschehen ist deshalb für mich ehrlich gesagt vor dem Hintergrund von gleichzeitig in Unmengen stattfindenden täglichen Kontakten, insbesondere im Personennahverkehr, Supermarkt, bei der Arbeit und in Bildungseinrichtungen, nicht sinnvoll nachvollziehbar.

Wie war das eigentlich im Sommer mit dem vergrößerten Außenbereich. War das mehr eine Beschäftigungstherapie oder blieb auch finanziell was hängen?
Definitiv ersteres leider. Der Erfolg von Außenkonzepten hängt von den individuellen Bedingungen vor Ort ab. Wir haben innerhalb unserer Möglichkeiten getan, was ging, mit rausgeputztem Garten im Hinterhof, Liegen, Fußbad-Planschbecken und einer Hand voll Tischen vor dem Haus, aber es war dennoch ein ständiger Tanz um die Fixkosten, zumal der erste Lockdown noch zusätzlich verdaut wurde. Schön war es jedoch natürlich, wenigstens Zeichen zu setzen und für Family, Freunde und Gäste da sein zu können.

Es wäre erfreulich, die gleichen Konzepte in einer heilen Zukunft während des Sommers generell zusätzlich zum Regelbetrieb gestattet zu bekommen. Dass die meisten Konzepte reibungslos funktionieren und die Stadt wunderbar aufwerten können, hat dieser Sommer zumindest gezeigt. Ein wenig mehr mediterranes Flair stünde unseren Innenstädten sehr gut, finde ich!

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Wie verbringst du Weihnachten?
Wie immer, im kleinen Kreis der Familie.

Was wünschst du dir zu Weihnachten?
Ich wünsche mir, dass wir alle bald wieder mehr Grund zur Freude und Zuversicht haben und in absehbarer Zeit endlich wieder in gewohnter Art und Weise zusammenkommen können. Allen Menschen bis dahin, und dieses Jahr im Besonderen, eine extra Portion Gesundheit, Glück & guten Mut, aber am meisten natürlich eine schöne und besinnliche Zeit mit den Liebsten.

Mit der monoBar lebst du deinen Traum. Warum wirst du es trotz allem schaffen, ihn weiterzuleben?
Dieses Jahr hat offensichtlich nur bis Mitte März dem Traum entsprochen. Danach war wenig Gelegenheit, ihn weiter zu träumen. Die ernüchternde gegenwärtige Lage und Aussicht lassen mich leider vielmehr hellwach zurück. Klappen kann es jedoch trotzdem, weil ich das Glück habe, nicht alleine zu sein. Zusammen sind wir viele und nächstes Jahr darf hoffentlich weiter geträumt werden.

Gibt´s was, das du deiner Mono-Family noch sagen willst?
Ja, vor allem weil es in letzter Zeit viel zu selten die Gelegenheit dazu gibt: DANKE für all die Jahre unglaublicher Momente, für euer Vertrauen und eure Unterstützung, den festen Rückhalt, gemeisterte Anstrengungen, eure ansteckende Lebensfreude und gelebte Leidenschaft. Kann‘s nicht erwarten, wieder mit Euch loslegen zu dürfen. Haltet durch. Nach fest kommt locker… Love u 3000

Fragen: HDIYL-Redaktion / Bilder: monoBar

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Ein paar Worte von unserer Redaktion dazu: Auch wir als Blogger gehen jede Woche in Kneipen. JedeR in andere. In die Mono gehen wir auch. Es ist wichtig, dass dieser wunderbaren Orte der Begegnung überleben. Wir wollen da alle wieder hingehen, wenn wir wieder dürfen. Deswegen: Helft euren Lieblingsorten beim Überleben. Kauft Merch, (in euren Lieblingsrestaurants) Essen, teilt ihrer Hilferufe, unterstützt ihre Crowdfundig-Aktionen und schenkt ihnen Liebe – zum Beispiel durch Nachrichten, Markierungen (Insta, FB). Machen wir auch und sind uns sicher, dass das jedem Betroffenen saumäßig gut tut!