Nachbericht: John Steam jr. & Your Careless Spark
Ich kann es kaum glauben, die konzertfreie Zeit ist vorbei.
Zwar plagt uns immer noch dieser Kackvirus, aber immerhin gibt es wieder die Möglichkeit, Konzerte durchzuführen. Zwar bestuhlt und mit verringertem Publikum. Aber es fühlt sich einfach richtig gut an, wieder Livemusik zu hören.
Und dann als Auftakt der diesjährigen Konzertsaison direkt ein wunderbares Doppelkonzert.
Der von der Musikzentrale neu aufgebaute Musikspeicher am Spittlertor bietet bis Ende Juli fast täglich Konzerte und DJ-Sets lokaler Künstler und das auch noch in wirklich schöner Atmosphäre. Gemütlich bestuhlt mit Klappstühlen, alten Bänken und Sofas schafft das schon die richtige Atmosphäre für einen schönen Abend mit guter Musik.
Zur Saisoneröffnung wurden mit John Steam Jr. und Your Careless Spark regionale Künstler gebucht, die sicher keine Unbekannten sind, was am Einlass schon zu einer längeren Schlange führte und bei Passanten Fragezeichen in die Augen zauberte. Ein Passant fragte sich laut, ob die Leute alle an einem Bordell anstünden, bei der Nähe des Spittlertors zur Frauentormauer keine all zu ferne Assoziation.
Der Abend wurde von John Steam Jr. eröffnet, bei dem die Ansagen und Geschichten schon mal länger als der darauf folgende Song dauerten. Aber dies auf eine so sympathische Art, dass man ihm das auch nicht krumm nahm. Auch nicht, dass seine Setlist aus einem CD-Cover und viel Improvisation bestand. Sein Country-lastiger Folk handelte von Alltagssituationen, von USA-Reisen und all den kleinen Dingen des Lebens. Davon, dass man – egal was man wird – nicht so werden sollte, wie der Bürgermeister von Vohenstrauß. Eine sehr schöne Geste ist der Song „Cardboardsigns“. Diesen schrieb er, als er im Urlaub in Nashville mitterlebte, wie ein verstorbener Obdachloser am helllichten Tag einfach in einen Leichensack gepackt und abtransportiert wurde und es absolut niemand der umstehenden Personen interessierte. Dieses Erlebnis führte dazu, dass alle Einnahmen aus diesem Song an den Straßenkreuzer gehen und somit direkt der Nürnberger Obdachlosenhilfe zu Gute kommen.
Nach diesem Auftakt war es schon so, als wäre nie ein Lockdown gewesen, als hätte es keine Zeit ohne Livemusik gegeben. Nach einer kurzen Umbaupause betraten dann Your Careless Spark die Bühne und schufen eine etwas melancholischere Atmosphäre, als der fröhliche und ungezwungene John Steam Jr.
Frontmann Claus Friedrich war einer meiner persönlichen Helden der Lockdowns, denn seine „Claus dem Wohnzimmer“ Abende schufen immerhin ein kleines Bisschen Konzertatmosphäre und man freute sich schon immer auf die nächste Folge. An diesem Abend war Claus aber nicht mit Coversongs, sondern mit seiner Band und eigenen Songs vertreten. Your Careless Spark schaffen mit ihrer Musik diese wunderbar wohlige Melancholie, in der man sich verliert und vor sich hin schwoft. Klangwelten in die man abtaucht und sich treiben lässt. Diese wunderbare Schwere des Seins. Aber das Set bestand keinesfalls nur aus traurigen, melancholischen Liedern, da wurde schon auch mit viel Inbrunst das Leid in den Nachthimmel gesungen, so dass man beinahe aufspringen und mit den Wölfen heulen wollte.
Alles in allem war es einfach der perfekte Auftakt für einen Konzertsommer und -herbst, den wir uns einfach nicht durch Unvorsichtigkeit kaputt machen dürfen. Deshalb, auch wenn es schwer fällt, Abstand halten, impfen lassen!
Text & Bilder: Simon Strauß