Live / REIN & RAUS

Konzertbericht: Fettes Brot

Abliefern statt abfeiern – die „Teenager vom Mars“, besser bekannt als nordische Hiphop-Formation „Fettes Brot“, erwiesen sich am vergangenen Freitag in der Erlanger Heinrich-Lades-Halle eher als Großeltern aus Pinneberg.

Dabei fing doch alles alles so gut an. Neues Album, neue Tour, der Jüngerschaft klingt noch die Riesensause vom vergangenen Jahr im Ohr, das muss doch, kann doch nur gut werden! Falsch gedacht. „Sag mal Boris, kannst du eigentlich noch?“ – „Nö, eigentlich nich“: Was wie ein feiner Witz begann, schien sich in Windeseile als bitterer Ernst herauszustellen. Um sich aber nicht gleich selbst zu enttarnen, hauen Fettes Brot, derzeit auf Tour mit dem achten Studioalbum, das keine zwei Jahren nach „3 is’ne Party“ erschien, mit anscheinend letzter Kraft die großen Smasher raus. Vielleicht, um das Publikum – auffällig jung und darob möglicherweise leicht zu blenden – prophylaktisch zu versöhnen mit allem, was dann so folgt.

Eigentlich, so sollte man doch annehmen dürfen, machen die drei echt-schon-vierzig-Jährigen, ja wohl Hiphop. Hamse aber vergessen. Bringen irgendeine wenig pikante Mischung aus irgendwierockig und irgendwiepoppig auf die Bühne, die weitestgehend sauber gehalten wird von dem, wofür Fettes Brot seit so vielen Jahren so sehr geliebt wird: Hiphop mit Witz und Hirn. Also schnell „Jein“ und schnell „Nordish by nature“ mit allen Neuauflagen und geliebten Sample-Finessen, und dann fällt die Spannungskurve derart ab, dass draußen Bar und Raucherlounge große Zuwendung erfahren. Da hilft auch die 3D-artige und weihnachtlich anmutende Waldbühnendeko nicht.

 

Die wiederum dafür herhalten muss, dass die Brote ausreichend Zeit haben, sich nach einer knappen Stunde mit Vitasprint oder was auch immer zu reanimieren zu versuchen: Je fortgeschrittener die Show, desto länger gänzlich sinnbefreite Umbaupausen, und da weiß man jetzt wirklich nicht, ob man nicht vielleicht lieber mehr Kraft in eine geile Show investiert hätte als in eine für eine Handvoll Lieder erscheinende überdimensionale Kassette. Freilich bleibt das Trio die Pflicht nicht schuldig: Die Geschichte von Emanuela wird erzählt, Bettina packt ihre Brüste wieder ein, es erklingt ein schönes Echo, Nazis sind auch scheiße, Silberfische huschen übers Stadthallenparkett und man verlangt mehr Bier. Eh klar.

Über die meiste Zeit der nicht zuletzt dank besagter Umbaupausen auf ein Maximum gestreckten Darbietung fehlt jedoch der Funken. Beim obligatorischen Publikumsselfie sagt einer der drei „So, Leute, jetzt müssen wir ein Mal so tun, als hätten wir Spaß gehabt heute.“ So viel Ehrlichkeit muss einfach gemocht werden. Macht mal Pause, macht mal ruhig, und dann wieder das, was ihr so irre gut könnt, wofür ihr seit so vielen Jahren abgefeiert werdet. Dann ist so ein „Wir genießen diesen Scheißjob nach wie vor“ auch gleich viel glaubwürdiger. Oder aber: Die Heinrich-Lades-Halle mit ihrer zweifelhaften Akustik war an allem schuld. So muss es gewesen sein.

 

// Text + Bild: Katharina Wasmeier //