Konzertbericht: Hans Söllner
Tür auf, Tür zu!
Am Freitag gab sich der Grandseigneur der bayerischen Hanffolklore im Schwabacher Markgrafensaal die Ehre und Hans Söllner brachte alles mit, was man von ihm erwartete.
Im Vorfeld hatten wir uns schon eine kleine Checkliste gemacht, was denn wohl drankommen würde und außer einer Geschichte über Zivilpolizisten und größerer Kritik an der CSU wurden alle Punkte erfüllt. Es gab die obligatorische Meinungsmache gegen die Polizei, wobei diese in den letzten Jahren auch schon extremer ausgefallen ist. Wurde doch diesmal „nur“ zum zivilen Ungehorsam aufgerufen und alle Besucher gebeten nach dem Konzert bei allen Polizeiautos kurz die Fahrertür auf und wieder zu zu machen.
Ohne was zu sagen, einfach nur Tür auf, Tür zu.
Leider übten einige Besucher dies bereits während des Konzertes an den Eingangstüren des Markgrafensaals, denn es verging kaum eine Minute ohne dass jemand den Saal verließ. Sei es zum Bier holen, Pinkeln, Rauchen, oder Tetrahydrocannabinol–Stand auffüllen. Diese Unruhe machte es, zusätzlich zum dauerhaften Gelaber einiger weniger – Mädels und Jungs hinter der letzten Reihe, ich schau in Eure Richtung -, etwas schwierig dem guten Hans zu folgen.
Natürlich trug auch sein grasgeschwängertes und dadurch teilweise etwas wirres Erzählen dazu bei, aber so ist er halt der Hans. Da hat sich seit meinem allerersten Konzert nichts geändert. Damals, 1992, war ich in der fünften Klasse und mein Papa ging mit mir zu Hans Söllner. 20 Mark hat damals das Ticket gekostet und damals wurde auch noch mehr gesungen. Diesmal waren es 29 Euro und insgesamt gab es nur acht Lieder, stattdessen wurde viel erzählt. Vielleicht hätte man auf den Tickets vermerken sollen, dass es sich mehr um ein Seminar als um ein Konzert handelt, der ein oder andere hätte sich den Kauf bestimmt noch einmal überlegt oder wäre mit anderen Erwartungen gekommen.
Wie ein roter Faden zog sich die Thematik bezüglich des türkischen „Geißenromantikers“ durch das Programm. Söllner solidarisierte sich stark mit Jan Böhmermann und erklärte die Affinität zu Ziegen dadurch, dass die Zielperson des umstrittenen Gedichts wohl nur zu klein für Kamele sei. Allgemein wurde viel über Politik geredet. Aber nicht so fundiert und fast schon anständig wie andere politische Kabarettisten, eher derb und polemisch, aber auf die Söllnereigene Art sympathisch. Man kann ihm halt nicht wirklich böse sein. Außer man ist Teil der Judikative, Legislative oder Exekutive. Denn dann war man ja auch Hauptbestandteil des Söllnerschen Seminars zur Schmähkritik.
Seine paar Lieder waren auch keine seiner alten Klassiker, kein Marihuanabaam, kein Rasenmäher, kein deutscher Tourist, keine Edeltraut. Lediglich als Zugabe wurde „Hey Staat“ intoniert, was vom Publikum mit lautstarkem Singen des Refrains gefeiert wurde.
Ein Abend mit Hans Söllner hat immer eine eigene, etwas verruchte Atmosphäre. Wieviele Zivilpolizisten waren wohl im Raum und haben sich unsere Gesichter gemerkt? Ist man sofort als Drogensympathisant abgestempelt? Ach, ist doch egal. Diese kleine anarchische Episode im Leben, dieses auch mal über politisch nicht korrekte Witze lachen, dieser Abend der Cannabisverherrlichung, er sei uns vergönnt.
Die einzige Frage die sich noch stellt, ist höchstens, ob die Schwabacher Polizei am Freitag ein Problem mit ungewollten Türöffnern an Polizeifahrzeugen hatte. Sollte uns jemand hierzu nähere Informationen liefern können, so sind diese gern gesehen.
www.soellner-hans.de
www.facebook.com/Hans-Söllner
/ Text: Simon Strauss & André Prager / Bild: Bernhard Müller