Live / REIN & RAUS

Nachbericht: Judith Holofernes – Astra

Teitur. So lautete der Name des Vorbandkünstlers, welcher gekonnt Lieder von Judith Holofernes adaptierte und mit einer, sich allgemein über Singer lustig machenden, Sologesangseinlage die Bühne verließ. Währendessen herrschte Hochkonjunktur beim Backstageeingang, der einem Kinderparadies glich. Die Security reagierte sichtlich verwirrt, da die Tür immer aufging, aber nie jemand auf Augenhöhe entgegenkam. Kurz nach 9 betrat Judith Holofernes in einem Regenbogen-Fischmantel mit Band die Bühne. Apropos Regenbogenfisch und Kinderbücher. Wer kauft sich seinen Pelz neuerdings auch aus humanen, von Seashepherd zertifizierten und nur für die Schuppen ertränkten und gehäuteten Baby-Regenbogenfisch-Fischfilets?

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Trotz der familiären und herzlichen Stimmung, beziehungsweise gerade deswegen, wurde die Liederchronologie bei drei aufeinanderfolgenden Songs deutlich ernster. Irgendwann ertönte der Song, der Krieg ist vorbei mit den Zeilen: ich weiß nicht wie man aufhört (mit dem Krieg), nur wie man anfängt. Danach folgte der Wir sind Helden-Song: Der Krieg kommt schneller zurück als du denkst. Und abschließend folgte der dritte Kriegssong aus dem Soloarsenal mit den Textpassagen: Immerhin weiß man immer wer gewinnt, immerhin weiß man immer, wer die Guten und die Bösen sind. Allen drei Liedern wohnte ein gewisser Impuls inne, bei dem ein solidarisches und empathievolles Miteinander im Raum schwebte. Es geht weniger darum, schwarz-weiß zu malen (ich bin gut, du bist schlecht) und sich allein darauf zu beschränken, inwieweit man sich positioniert (wir sind allein auf der guten Seite), sondern eher einen Austausch mit scheinbaren Feinden zu beginnen (Trump, Merkel, Putin, AFD, die Grünen, Rechte, Mitte, Linke).

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Nun bietet sich noch die Möglichkeit, darauf einzugehen, welche Lieder danach folgten, bzw. welche Künstlerhorden – Fatoni, Maeckes etc. – im Publikum waren und wie sich manche Besucher freundlich anbrüllten. Darauf wird verzichtet. Stattdessen sollten wir alle mal den ,Modus’ ändern, um nicht zu schnell ,Tilt’ zu gehen. Wie wär es mal mit einem Krieg-Livestream am Sonntag statt dem vermeintlich neuen Tatort? (Du KRIEG-st zurück, was du verdrängst.)

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/Text & Bild: Leo Zimmermann /