Live / REIN & RAUS

Konzertbericht: Slow Down Festival

Am vergangenen Freitag jährte sich das Slow Down Festival im Rahmen des St. Katharina Open Airs bereits zum dritten mal und wie schon in den vergangenen Jahren war es wieder gespickt mit tollen Bands.

Lola Marsh hatte ich bereits seit längerem auf dem Schirm, ZULU, LEAK und Son Lux machten beim ersten Reinhören auf jeden Fall schon mal Lust auf mehr.

Als ZULU am Spätnachmittag das Festival eröffneten, war der Zuschauerzuspruch noch eher gering und es entwickelte sich eine angenehme Atmosphäre, welche an Musik & Picknick in der Ruine erinnerte. Die Leute saßen auf dem Boden, lauschten der Musik und genossen die ersten Bierchen. Die Würzburger Newcomer lieferten hierzu auch eine perfekte musikalische Untermalung. Ihr träumerischer Pop wirkte manchmal verspielt, manchmal sphärisch, aber nie aufdringlich. Es war Wohlfühlmusik für das Ende einer Arbeitswoche. Das Wetter spielte auch mit und so war der Anfang eines wirklich schönen Festivals bereits geliefert.

zulu
Mit [LEAK] kam dann eine Nürnberger Band auf die Bühne, die mit ihrem elektronischeren Indie-Pop an Acts wie Claire oder The XX erinnerten, jedoch auch ihren eigenen Sound hatten. Sängerin Rachel sprühte nur vor Power und tatsächlich standen die ersten Leute auf und tanzten. Darunter unter anderem Rachels beide kleinen Nichten, welche sie zu ihrem ersten Festival eingeladen hatte. [LEAK] ist glaube ich das nächste große Ding, das von Nürnberg aus die deutsche Indie-Szene erobern wird. Das Konzert machte auf jeden Fall Lust auf mehr und ich kann Euch nur empfehlen sie Euch mal anzuhören oder gleich live anzuschauen. Der Sound und Rachels Energie sind wie gemacht für eine Show in einem schummrigen Kellerclub, bei der am Ende der Schweiß von der Decke tropft.

LEAK

Waren es bei [LEAK] noch vereinzelte Grüppchen, die aufstanden um zu Tanzen, brachte Lola Marsh mit einem beherzten „Get the fuck up!“ den Rest des Publikums zum Aufstehen und lieferte danach eine Show ab, die sich gewaschen hatte. Donnerwetter war das gut. Was diese kleine zierliche Gestalt, die optisch an Penelope Cruz erinnert, an Energie auf der Bühne hat und dann noch diese Stimme… Das müssen vergoldete Stimmbänder sein. In meinem kleinen Grüppchen hatte sich spätestens zum zweiten Song jeder Mann in Yael Shoshana Cohen, wie sie bürgerlich heißt, verliebt.

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Diese Stimme, dieses verschmitzte Grinsen, diese ehrliche Freude über den Applaus. Man muss Lola Marsh einfach lieben und vor allem klingt die Musik auch einfach gut. Seien es die eigenen Stücke, oder auch das Nancy Sinatra Cover „These Boots are made for Walking“. Da passte einfach alles. Das war richtig großes Kino und man fragte sich schon, wie das durch Son Lux noch getoppt werden sollte.

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Dann betraten drei Jungs die Bühne, die aussahen, als hätten sie sich im Physik-LK kennengelernt und in der Freizeit ihre ersten Synthesizer gebastelt, aber Donnerwetter, die haben wohl auch fleißig Musik gemacht. Was Son Lux da ablieferte war schon echt groß. Elektronisch, verspielt, bombastisch, schwer einzuordnen. Erinnerungen an den Alt-J Auftritt bei Rock im Park wurden wach und auch gleichzeitig wieder verworfen. Portishead, Sufjan Stevens, Bon Iver, irgendwas dazwischen und dann doch ganz eigen. Mal mit vollem Bombast, mal mit leisen Tönen und immer diese etwas gepresste Stimme. Es war ein wunderbarer Abschluss für ein Festival, bei dem man den Veranstaltern nur auf die Schulter klopfen kann. Hätte ich nicht gedacht, dass teilweise so unterschiedliche Stilrichtungen, so gut miteinander harmonieren und die Stimmung so perfekt bis zum großen Finale aufbauen. Das Einzige was noch fehlte, war ein Abschlussfeuerwerk, aber vielleicht ja im nächsten Jahr 😉

sonlux

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/Text & Bilder: Simon Strauß /