Nachbericht: Die lange Nacht der Musik – München – AGV – Jazzrausch Bigband
Aller Anfang ist schwer und Floskeln wie die eben genannte tragen dennoch, oftmals einen relativen Wahrheitswert in sich. Nachdem wir das sechzig-seitige Programmheft der langen Musiknacht sporadisch überblättert hatten, machten wir uns auf den Weg zur Bayrischen Staatsoper um eine Nachtführung durch das Gebäude zu tätigen. Doch siehe da, das Kontingent der Nachtführungen war begrenzt und wir trauten uns nicht, einen russischen oder französischen Tourist zu spielen, der sich echauffiert, wenn er keinen Platz mehr bekommt. Verzweifelt blätterten wir in der Programmbibel, welche weiteren Attraktionen in der Nähe des Odeonsplatzes waren.
Wir entschlossen uns für ein Künstlerkollektiv, welches eine Rauminstallation unter dem Titel ,,Eine verheißungsvolle Zukunft? Menschen helfen zusammen und konkurrieren nicht. Zusammenarbeit und kein Wettbewerb’’ betrieb. Dort angekommen, bewunderten wir wie klumpenreiche Farbflüssigkeit, durch ein Plastikspiralrohr lief und zeitgleich eine passend musikalische Untermalung durch die Anlage dröhnte. Aber wir trauten uns kein Urteil zu fällen. It was a matter of interpretation.
Danach ging es in die Ledererstraße zum Akademischen Gesangsverein München, hier lauschten wir einer fünfundvierzig minütigen Sitzung mit Mozartstücken und Marimbaphonbegleitung. Eigentlich diente unsere Anwesenheit nur dem Zwecke unser pseudointellektuelles Image zu verbessern, aber Vivi Vassileva –die Marimbaphonistin- übertrug ihre emotionale Verfassung stark auf uns.
Nach einem kurzen Abstecher mit Paulaner Weißbier Dosen in das fünf Sterne Hotel ,,Bayrischer Hof’’ liefen wir zur Tramhaltestelle und warteten auf die Tram mit elektronischer Musik. Doch daraus wurde nichts, wir stiegen in die Blues-Tram, in der zwar Livemusik lief, aber die Stimmung vergleichweise ,,interessant’’ war –Mitfahrer mäßig gesehen-. Doch die Irrfahrt lohnte sich gewaltig, da uns die Bardame in der Tram den Tipp gab zur Jazzrausch Bigband in die BMW Lounge zu fahren.
Dieses elektronisch-jazz-dubstepmäßig angehauchte Kleinorchester, entwickelte sich zum Höhepunkt des Abends. Zum ersten mal wurde uns klar, dass die gängigen Basslines überbewertet werden und es tatsächlich noch musikalische Gruppierungen gibt, die das Rad ansatzweise neu erfinden. In diesem Sinne empfehlen wir allen Leuten dieses Wochende das Harry Klein aufzusuchen, da sich dort noch mal die Gelegenheit bieten wird, eine vielleicht ähnliche Situation zu erleben. Alle aufindbaren Youtube Links der Band sind leider nicht ansatzweise reprästentativ. Ob wir uns doch durchgerungen haben einen Link der Band zu übernehmen seht ihr unter diesem Text. Habt keine Angst, die Jazzrausch Bigband wurde sowohl nüchtern, als auch nicht nüchtern mehr als euphorisch bewertet. Wer ist noch mal dieser Parov Stelar?
PS: Und solltet ihr euch eine Platte kaufen, dann holt euch ,,Prague Calling’’, ein wie wir finden dämlicher Adaptionstitel. Doch diese Platte enthält genau die Lieder, welche man weder auf Spotify noch auf Youtube findet.
facebook.com/jazzrauschbigband/
/ Text: Leo Zimmermann / Bilder: Leo Zimmermann (Titelbild-Br Klassik U21) /