Meinung

Nachbericht: Geschmacksverstärker 2015

Also eigentlich könnte ich ja einfach den Vorjahresbericht vom Geschmacksverstärker nehmen, um zwei bis vier Superlative ergänzen, die Bilder austauschen und fertig wäre der für 2015. Aber gut: Ich werd mich dann doch ein bisschen mehr anstrengen …

Man muss sich das mal vorstellen: Da wird an einem Freitag früh der VVK gestartet (zu einer Zeit, zu der ich berufsbedingt seit knapp drei Stunden im Bett bin) und zwei Stunden später (immer noch viel zu früh für mich) ist das Ganze dann ausverkauft! Verrückt! Und völlig zu Recht! Zum Glück hat ein guter Bekannter gleich einen ganzen Tisch reserviert und so ist dann auch für mich und HDIYL-Kollege André noch ein Platz frei gewesen. Gott sei Dank. Denn darauf hätte ich auch im vierten Jahr nur sehr ungern verzichtet! So hatte ich jetzt dreieinhalb Monate Zeit, mich darauf zu freuen und zu hoffen, dass das Wetter mitspielt und die Veranstaltung wieder draußen im wunderschönen Nußbaumgarten stattfindet. Letztes Jahr musste ja auf die Innenräume ausgewichen werden, was einen Teil der wunderschönen Atmosphäre genommen hat. Aber zum Glück hat Petrus mitgemacht und so stand einem wundervollen Tag nichts mehr im Weg.

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Kurz vor 12 Uhr mit einer größeren Gruppe vorm Gasthaus Rottner angekommen und gleich mit einem fabelhaften Gin-Tonic von delikatEssen (mit einem Windspiel Premium Dry Gin und dem speziell dazu abgestimmten Windspiel Tonic) begrüßt worden. Gin(g) gut los.

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Zu den Fakten:
Die Menüs wurden zubereitet von: Diana Burkel und Christian Egelseer vom Würzhaus, Sebastian Kunkel von der Zirbelstube, Valentin Rottner, Stefanie Kneißl und Maximilian Bork vom Gasthaus Rottner sowie Friedel Hentrich vom Café Wohlleben. Der Wein kam dieses Jahr vom Weingut Reiner Probst, das Bier von der Bamberger Mahrs Brauerei. Die sonstigen Getränke kamen von Neumarkter Lammsbräu, der Kaffee von der Rösttrommel, die Musik von Rainer Trüby, Patrick Jahn, Robert Spoljaric und Florian Seyberth und DelikatEssen sowie Flavour Petting waren auch dabei.

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Im Vergleich zum letzten Jahr gab’s ganze elf Gänge anstatt neun. Und der am Eingang dargereichte Gin Tonic sollte auch gleich zum ersten Gang passen. Danach wurde zu jedem Gang ein passender Wein gereicht. Und da hat sich jemand viel dabei gedacht. Den überraschenderweise hat jeder Wein perfekt zum jeweiligen Menu-Punkt gepasst.

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Das Motto war diesmal ganz klar die Tomate, was man unschwer auch schon Wochen vorher auf dem Plakat bemerkt haben konnte. Und so gab es Tomaten in jeder vorstellbaren Form: als Salat, Eis, Gelee, rot, weiß usw. Hätte nicht gedacht, dass man so viel aus dem kleinen Gemüse rausholen kann. Zur Freude eines Tischnachbarn war sogar die Deko auf dem Tisch aus Tomaten und konnte verspeist werden.

Alle Gerichte einzeln aufzuzählen und zu erklären halte ich hier für wenig sinnvoll und wahrscheinlich auch zu langweilig zum lesen. Die Bilder sprechen für sich. Es war von allem was dabei: Fleisch, Fisch, vegetarisch, süß, deftig usw. Erwähnenswert erscheint mir aber auf jeden Fall der achte Gang: Ziegenkäseeis mit Tomatengelee und Mandelcrunch. Puh! Geschmacklich eine außerordentliche Erfahrung! Und mein persönliches Highlight, der sechste Gang: Zweierlei vom Lamm mit Lauch&Tomaten von Max Bork. Aber einzelne hervorzuheben wird allen anderen Gängen eigentlich nicht gerecht, denn alles war überwiegend hervorragend!

Gang 1: Süßkartoffel, Minze, Gurke, Linse, Passionsfrucht, Calamansi von Flavor Petting dazu Gin und Tonic
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Gang 2: Makrele Escabeche von Valentin Rottner dazu ein trockener Spätburgunder Weißherbst
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Gang 3: Toma-tastisch von Diana Burkel und Christian Egelseer dazu ein im Barriquefass gereifter Grauer Burgunder
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Gang 4: Tomaten Ananas Salat mit Linse und Wachtel von Sebastian Kunkel dazu ein trockener weißer Burgunder
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Gang 5: Sau „Lau“ Bombay & Erbse von Diana Burkel und Christian Egelseer dazu ein trockener Grauer Burgunder
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Gang 6: 2erlei vom Lamm mit Lauch & Tomaten von Max Bork dazu ein trockener Spätburgunder
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Gang 7: Back to Bäckle von Valentin Rottner dazu ein trockener Syrah
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Gang 8: Ziegenkäseeis mit Tomatengelee und Mandelcrunch von Sebastian Kunkel dazu eine 2011er Ruländer Auslese
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Gang 9: Grüne Tomate trifft Olive von Christian Egelseer dazu eine 2012er Muskateller Spätlese
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Gang 10: Himbeere, roter Basilikum und weiße Tomate von Stefanie Kneißl dazu eine 2009er Muskateller Auslese
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Gang 11: Variation von der Tomate mit Schokolade & Mango von Friedel Hentrich dazu ein Cold Brew Tanzania Katavi
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Und was das Erstaunlichste seit mittlerweile vier Jahren ist: Die Atmosphäre, das Publikum, die ganzen Helfer und Köche, die DJs … Das alles geht eine unvergleiche Symbiose ein und macht den Tag, wie schon mehrfach erwähnt, zu einem großartigen Erlebnis! Auch oder gerade als alle elf Gänge durch waren und die Musik etwas lauter wurde (und natürlich jeder schon mehrere Gänge Wein intus hatte) wird an der Wohlfühlschraube nochmal gedreht, das ein oder andere Tanzbein geschwungen und sich unverkrampft und gutgelaunt unterhalten.

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So fällt auch dieses Jahr das Fazit wieder überschwänglich und verzückt aus. Nächstes Jahr auf jeden Fall wieder! Egal wie! Mal sehen ob das mein HDIYL-Kollege André auch so sieht.

André:

Angefixt vom Nachbericht des letztes Jahres konnte ich nicht widerstehen, als mir Jens im März offerierte, dass sein Bekannter noch Plätze über hat. Sofort habe ich zugesagt, denn ich wusste, wie begeehrt die Plätze sind. Ob die Veranstaltung ihren stolzen Preis von mittlerweile 110 Euro wert ist? Definitiv! Ein Luxus, den man sich ein Mal im Jahr gönnen darf,denn wann sonst genießt man schon elf Gänge? Auf der Fahrt zum Geschmacksverstärker hat Jens es treffenderweise als eintägigen Wellnessurlaub bezeichnet – wobei am nächsten Tag hat man dann doch gemerkt, dass es neun exzellente Weine (im übrigen alle aus Spotangärung, also ohne Zusatz von Zuchthefen), Bier (ein unverschämt gutes unfiltriertes Vollbier „a U“ von Mahrs Bräu) und den ein oder anderen Windspiel Gin-Tonic (wenig Bitterstoffe, sehr mild, leicht zitronig und der Gin basiert auf Kartoffelbrand, das gibt’s nicht oft) gab.

Doch nicht nur die Getränke sind im Kopf hängengeblieben, auch das Essen – ein Hochgenuss, besonders erwähnenswert die rosa Sau aus Gang 5, das schlonzige Risotto (genauso muss ein Risotto sein!) aus Gang 6, das Bäckle aus Gang 7, welches auf der Zunge zergangen ist. Eine Geschmacksexplosion jagte die nächste, ständig wurden die Sinne überrascht, sei es von einem geeisten Salat (Gang 2) oder knusprigen Tomatengranulat (Gang 3) oder oder oder. Dazwischen vertrieb man sich die Zeit mit netten Gesprächen und dem ein oder anderen Espresso von der Rösttrommel. Auch ein Cold Brew (in dem Fall ein 16 Stunden kaltextrahierter Kaffee), welcher aktuell die Szenecafés erobert, schaffte es auf die Menükarte und bildete mit einem traumhaften Tomaten-Schoko-Mango-Dessert einen krönenden Abschluss. Gelockert vom Alkohol und getrieben vom Koffein wurde in lockerer Runde zu guter Musik getanzt, bis dann schlussendlich das Taxi vor den Toren stand.

Auch wenn die Veranstaltung den Tag ohne Zweifel zu einem der Besten des Jahres gemacht hat, so muss auch ein bisschen Kritik sein. Zum Beispiel, dass der Shuttleservice ausfiel oder dass es das Erinnerungsstück, die Geschmacksverstärker-LP aus Gang 2, welches letztes Jahr als Zugabe kostenfrei mitgegeben wurde – jetzt nur gegen Bezahlung rausgerückt wurde.

Ob ich mich nächstes Jahr wieder dort einfinde? Ohne Zögern und trotz Kritikpunkten, ein klares Ja von meiner Seite!

// Texte und Bilder: Jens Riedel & André Prager //