Live / REIN & RAUS

Nachbericht: Lambert im Neuen Museum

Minimalismus pur: Sichtbeton, Klavier und die „Maske“

Normalerweise ist Klassik nicht mein Metier, aber irgendetwas hat mich gereizt am Dienstag das Neue Museum zu besuchen.

Mit Across wurde schon vor einiger Zeit eine Konzertreihe in Kooperation des Neuen Museums mit dem Kulturzentrum E-Werk Erlangen gestartet. Das Staatliche Museum für Kunst und Design als künstlerisch anspruchsvolle Stätte und eine doch besondere Location für ein Konzert – zudem war nun Lambert angekündigt, ein Pianist, welcher sich hinter einer übergroßen Antilopenmaske verbirgt. Meine Neugier war geweckt und ich fragte mich, wie diese Kombination wohl wirkt.

Nicht nur ich war interessiert an dieser ausgefallenen Mischung, jeder Platz des vollbestuhlten Untergeschosses war besetzt und der kahle Sichtbeton des Museums spärlich beleuchtet, als der Indiepianist Lambert sich mit seiner ausdruckslosen Maske ans Klavier setzte und zu spielen begann.

Was folgte waren wortlose kurze Lieder, bei denen man sich in Gedanken verlieren konnte, bis man mit Erschrecken in die prüfend umhersehende Maske blickte. Dadurch bekam das Konzert auch einen Hauch von Kunstperformance, die den angestaubten Begriff der Klaviermusk plötzlich hip macht. Mit erklärenden Zwischenansagen und Anekdoten zu den Songs wurde Lambert plötzlich menschlich und sympathisch, bisweilen sogar komisch, als er zum Beispiel den Luftschlauch der kurzzeitig eingesetzten Melodika durch die Nasenlöcher der Antilopenmaske führte und zu spielen begann.

Dem Klavierspiel wurde durch den sanften Beat eines weiteren Mannes mit einer ochsenähnlichen Maske noch etwas mehr Moderne eingehaucht, die Zeit verflog förmlich. Nicht nur bei seinem ersten Auftritt in Nürnberg konnte er begeistern; so erzählte er, man habe kürzlich in Dresden das Abendland lambertisiert – keine Frage, bei seinem Talent. Neben seinem zweiten Album „Stay in the Dark“, welches komplett nachts entstand, gibt es zahlreiche Reworks gegenwärtiger Popkultur, einem Thema, dem er sich neben dem Erschaffen von Filmmusik gern tagsüber widmet. Ebenso wie das Konzert absolut hörenswert.

www.listentolambert.com

P.S.: Die Maske ist übrigens aus Sardinien und soll einen Stier darstellen, das jedoch muss man erst gesagt bekommen.

// Text: André Prager / Foto: Andreas Hornoff //

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