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Nachbericht: Taubertal Festival 2015

Zum zwanzigsten Jubiläum des Taubertal Festivals ging es heiß her, nicht nur der Hitze wegen.

20.000 Fans begaben sich auch dieses Jahr wieder in das idyllische Tal gleich neben der Touristenhochburg Rothenburg ob der Tauber, um ein durchaus entspanntes Wochenende zwischen den zwei Bühnen zu verbringen.

Die andauernde Trockenheit dieses Sommers sorgte für ordentlich Staub, der nicht nur bei den Headlinern aufgewirbelt wurde. Zum Glück lag der Hang links von der Bühne bereits ab dem Nachmittag im Schatten, so dass man sich die ein oder andere Band ansehen konnte ohne mit einem Hitzschlag rechnen zu müssen. Ein bisschen schade natürlich für die ersten Bands des Tages, die dank des Wetters mit wenig Zulauf bedient wurden und das Beste daraus machten, während die Besucher noch gemütlich im Biergarten die zertanzten Füße des Vortags in der Tauber abkühlten.

Und was wurde so geboten? Hier ein paar Konzertschnipsel:

Beatsteaks – Sonntagsheadliner

Viele Gäste kamen am Sonntag erst relativ spät auf dem Konzertgelände an, doch spätestens bei den Beatsteaks waren gefühlt alle anwesend. Auf diesen Headliner habe ich mich am meisten gefreut, nachdem ich die Band in den letzten Jahren zweimal verpasst habe. Ein Hit nach dem anderen wurde von den Herren abgefeuert und enthusiastisch von den Fans gefeiert – zurecht. Da auch die Beatsteaks gerade Zwanzigjähriges haben, wurde Happy Birthday angestimmt, aber eine große Überraschung blieb bis zum Schluss aus. Für zwei mal zwanzig Jahre hätte ich ehrlich gesagt mehr erwartet als einen Song, den man auf jedem Kindergeburtstag singt. So blieb es eine nicht minder tolle Show, eben ganz ohne Schnörkel.

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Annenmaykantereit – Gelungener Festivalabschluss

Obwohl es der letzte Act des Festivals war, blieben viele Leute, um sich die gehypte unverwechselbar tiefe Stimme des jungen Henning May zu geben. Besonders für die bekannteren Songs „Oft Gefragt“ und „Barfuß am Klavier“ gab es tosenden Applaus, bevor sich auch die letzten Festivalisten auf den Heimweg machten. Es wäre sicher keine Problem für die Jungs gewesen, mit ihrer Mischung aus gefühlvollen Texten und Folkblues auch die Mainstage zu füllen.

Kraftklub – Das Highlight am Freitag

Wow, was für eine Show, meiner Meinung nach die beste des Wochenendes. Kraftklub, eine Band, für die sich das Publikum ohne zögern auszog, um die Shirts wie Helikopter kreisen zu lassen, kollektives Ausrasten inklusive. Dass die Jungs überhaupt keine Berührungängste mit dem Publikum haben, zeigten sie, als sie sich mit einem Wagen ins Publikum fuhren ließen und nach einem Song inmitten der Fans ein flottes Wett-Crowd-Surfen zur Bühne abzogen. Geile Idee!

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Olli Schulz – Der Offspring Gegenspieler

Ein langer Soundcheck nervt, scheinbar auch ein bisschen den Künstler, der immer mal wieder aus dem Backstage vorschaute, bis seine Band dann doch ready war. Mit knapp 20 Minuten Verspätung auf der Uhr legte Olli Schulz endlich los und begeisterte die Massen vor der kleinen Sound for Nature Bühne. Dafür, dass parallel The Offspring die große Bühne bespielt hat, hatte der sympathische Mann auf der Bühne nur ein neckisches „Die überspielen wir doch locker“ und „Die könnten jetzt ruhig mal aufhören“ übrig. Zumindest von vorn störte der Gegenspieler nicht. Neben einem Ausflug ins Publikum gab’s noch einen Konfettiregen als Abschluss – schön wäre es gewesen, wenn er noch ein bisschen länger gespielt hätte, aber Festivalzeitpläne sind leider eng.

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Farin Urlaub Racing Team – Ich glaub der Farin wird alt

Farin Urlaub stand für mich bisher immer für eine Show mit viel Witz und Blödsinn zwischen seinen ausgefeilten Songs, doch irgendwie blieben am Freitag nur die Songs übrig, Erwartungen nicht erfüllt. Entweder, er hatte einen schlechten Tag, oder er wird so langsam wirklich alt, zumindest sah man ihm von nahem die 50plus schon an. Ich hoffe inständig, dass solche Shows von ihm die Ausnahme bleiben und er wieder zur alten Form zurück findet, ansonsten müssen die Erinnerungen an bessere Zeiten herhalten.

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Schmutzki – Ausnahmezustand um 14 Uhr

Dank vielen Aufklebern war der Name Schmutzki schon vorher überall auf dem Festival zu finden, Merch ist eben alles. Wer so viel Werbung macht, der muss auch abliefern, dachte ich mir, also ab zur Show. Keine andere Band des Festivals hatte um 14 Uhr bereits so ein ausgelassen feierndes Publikum. Könnte auch daran liegen, dass die Band bereits vorher auf dem Campingplatz „Berg“ einen spontanen Gig gespielt hat. Der freche rotzige Deutschpunk der drei Jungs kommt super an, es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, das ich mir eine Show von Schmutzki ansehe.

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Kytes – Die Bewährungsprobe

Nach dem ersten ausverkauften Konzert im Strom vor heimischem Publikum stand nun der erste Festivalauftritt an, der natürlich nicht an die Stimmung im Strom herankam. Trotz gutem Zeitslot (Samstag 20 Uhr) war nur mäßig viel Publikum anwesend und lauschte gespannt. Ein paar neue Fans konnten sie unter der Laufkundschaft sicher mit ihrem Elektropop gewinnen, aber für die Begeisterung des bunt gemischten Publikums hat es leider (noch) nicht gereicht.

www.taubertal-festival.com

www.facebook.com/taubertalfestival

/Text Fotos: André Prager /

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