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„New things happen every night if you let them happen“ – Interview mit Rayland Baxter

Wir haben unseren Festivalkoffer gepackt! Mit im Gepäck waren unsere Radio Z-Kollegen Tommy & Brit. Unser Ziel: das Haldern Pop Festival und ein Interview mit Rayland Baxter, Singer-Songwriter und Country-Casanova aus Nashville.

Noch bevor eine erste Frage gestellt werden kann, beginnt unser Interview mit einer skurrilen Geschichte seiner aktuellen Europatour: Rayland Baxter wurde von der Bühne geschmissen, weil er einen störenden Freund des Veranstalters während seines Gigs auf einem Metal-Festival gemaßregelt hatte. Doch ansonsten könne er sich nur an positive Begegnungen in Europa erinnern. Die Positivität seiner Begegnungen bescherte uns glücklicherweise auch seinen Auftritt auf dem diesjährigen Haldern Pop Festival:

In October 2018, we played the Haldern Pop Bar and the next morning, the owner of the festival and I had coffee. I had to crawl over the balcony to get to him und he said „Rayland, I want you to play my festival next year. I think that you play late at night in a tent.”

Schaut man sich seine Biografie an, stolpert man über den Auszug „one of the hardest-touring artists on the road today“. Und so ist es, Rayland ist ein Künstler, der die meiste Zeit mit dem Touren verbringt und für den es neben der Musik nie einen Plan B gab:

I think it takes a bit craziness and complete dedication to not have a backup plan. There are a lot of musicians, which still can´t make a living out of their music, but I won´t let that happen. Music is what I should do!

Dass er alles auf eine Karte setzt, zeigt auch die Herangehensweise an sein drittes Album „Wide Awake“ (2018). Drei Monate hat er sich in einer alten Gummifabrik eingeschlossen, mit nicht mehr als einer Matratze und Lampe, einer Gitarre und etwas zum Schreiben ausgestattet. Diese Isoliertheit und tägliche 15-stündige Schreibsessions waren die perfekte Mixtur für über 50 neue Songideen, die in dieser kurzen Zeit entstanden sind. Wie es letztlich zehn Songs auf das Album geschafft haben, erklärt Rayland bildlich mit Pferden: Stell dir vor, du hast 100 Pferde, brauchst aber im Grunde nur zwei. Dann kannst du dir aus diesen 100 Pferden die allerbesten aussuchen. Bei so vielen Songschnipseln stellt sich die Frage, ob bald eine B-Side oder gar ein neues Album in den Startlöchern steht.

I was going to release the recordings from my time at the rubber band factory, but there seemed to be more important things to do, so we put out this Mac Miller tribute.

Mac Miller, der im September 2018 an einer Überdosis starb, hatte unbestritten einen Einfluss auf „Wide Awake“. Rayland schätzte die offene Art in seinen Lyrics, doch auch Phrasierung und Textmelodie wurden durch den Hip Hop-Stil von Miller beeinflusst. Beide haben sich nie persönlich getroffen, doch eine einzige Performance von Mac Miller hat gereicht, um Rayland in den Bann zu ziehen.

I saw him perform once and I was in! He had sixty thousand people jumping off the ground, myself included – and I don´t do that, I don´t go into crowds.

Schnell nahm er erste Songs von Mac Miller in sein Live-Repertoire auf. So war Rayland vom plötzlichen Tod Millers geschockt, zudem zur gleichen Zeit ebenfalls zwei seiner Freunde (Tiger, Billy) verstarben. Schon bald entstand die Idee einer Mac Miller-Tribute-EP mit dem Namen „Good Mmornin“, die im Juli dieses Jahres erschienen ist.

I wanted to do something like the three amigos: Mac and Tiger and Billy. If you look on the album cover of the Mac Miller tribute, it says Mac, Tiger Swayze and Billy.

Viele Fans sind von Raylands Hip Hop-Zuneigung überrascht und finden den ersten Kontakt zu Mac Miller erst durch Raylands Neuinterpretation. Die sieben auserwählten Songs aus Millers Potpourri sind jene mit Tiefe – jene, die nicht vom Feiern und von Frauen erzählen. Rayland war von der introspektiven und nostalgischen Seite von Miller fasziniert, die er seinen Fans mit der Tribute-EP eröffnen wollte.

There was an innocence to him. I just love feeling pain in music, when I´m listening to it. Mac Miller had a lot of pain, you just sing about shit that everybody goes through.

// Text: Sarah Grodd //
// Bild: Shervin Lainez //