Live / REIN & RAUS

Festivalbericht: Unter Einem Dach Festival

Gleich vier von uns waren mit dabei beim zweiten Unter Einem Dach Festival, das zeitgleich zum Konzert von AC/DC auf dem Nürnberger Zeppelinfeld im Erlanger E-Werk stattfand. Während 75 000 BesucherInnen laut manch eines mehr oder weniger seriösen Buschfunks nicht so richtig in Wallung kamen, wurden die 16 Bands von geschätzten 500 – 600 Gästen im Kulturzentrum der Hugenottenstadt zu Teilen heftig abgefeiert. Zu recht? Wir haben unsere Meinungen für euch zusammen gefasst und mit Bildmaterial versehen:

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la-boum
Die Nürnberger Akustik-Indie-Offbeat-Helden gaben den Startschuss auf dem Red Bull Tourbus im Garten des E-Werks und sorgten schon zu früher Festivalstunde für ordentlich Getanze und verschiedentlich steife Nacken, denn im Verhältnis zur Höhe des Busses war die Fläche des Gartens eher knapp bemessen, so dass man sich, um zum Beispiel einen Blick auf den hübschen Tigerenten-Kontrabass zu erhaschen, gut strecken musste.

eRRdeKa
Zweiter Act des Abends auf dem Bus war der Augsburger Rapper eRRdeKa. Der milde Frühlingsabend sorgte dafür, dass die HipHop-Heads brav mitwippten, und bei seinem Hit „Frau für eine Nacht“ erreichte die Stimmung einen kleinen Höhepunkt. Wirklich unterscheiden tut sich „Frau für eine Nacht“ aber nicht von den anderen Songs.

Erredeka

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LOT
Das Album des Leipziger Jung mit Vertrag bei Chimperator und seiner Band läuf seit den 5 Fragen an LOT bei manchem von uns auf Dauerrotation. Das Publikum in der ordentlich gefüllten Halle ist ebenfalls gut mit den Songs vertraut und feiert kräftig mit. Popmusik ist das, clever arrangiert und gut gespielt. Nach dem Konzert ist der durch seinen nasalen „Udo Lindenberg-esken“ Gesang auffällige Lothar Robert Hansen alias Lot André noch über den Weg gelaufen:

Musikblogs wie How Deep Is Your Love möge er sehr, erzählt er, da diese einen erheblichen Anteil daran hätten, dass eine Band wie die seine bekannt würde, egal ob der Blog 100 oder 10.000 Leser habe. Man habe die erste Single von Lot ausschließlich an Musikblogs geschickt, dazu Mundpropaganda, und es lief. Meine Antwort auf die Frage eines Bandmitglieds nach meinem Lot-Lieblingslied konnte ich spontan nicht beantworten, daher jetzt die Antwort: „Ich kann es selbst nach reiflicher Überlegung und mehrmaligem Durchhören des Albums nicht sagen: Jeder Track überzeugt mich, gelungenes Album würde ich sagen.“

lot

Lambert
Der Maskenmann und Pop-Re-Interpretations-Meister tritt live inzwischen mit einem zweiten Maskenmann auf, der ein kleines Schlagwerk-Set und ein wenig Synthesizer-Kram bedient. Die BesucherInnen im zu Beginn des Konzertes nicht ganz gefüllten Kino des E-Werks lauschten dem Konzert, das Lambert immer wieder durch ganz entspannte Ansagen über Joggen, aufmerksames Publikum oder kleine Ansagen an seinen Mitmusiker auflockerte, in der Tat sehr aufmerksam. Bis dann die ersten aufstanden und gingen. Direkt am Künstler vorbei. Andere kamen. Komisch irgendwie. Aber super cool, dass das den Lamert’schen Flow nicht zu unterbrechen vermochte. Ganz im Gegenteil: Er forderte die Leute auf, zu machen was sie wollen. Taten die aber nicht. Außer dass die einen gingen, die anderen kamen. Schafft man es nicht, sich mal 50 Minuten auf die Musik zu konzentrieren? Die ist nämlich großartig gewesen.

Novo Amor
Der zweite Act im Kino. Die bis zum letzten Platz gefüllte kleinste Festival-Spielstätte sorgte für eine intime und ruhige Konzertatmosphäre. Prima, um sich einfach mal aus dem restlichen Festivalgewusel und Stagehopping auszuklinken und runterzukommen. Zur Musik lässt sich gerade nicht mehr sagen außer dass es sehr entspannend und nett anzuhören war.

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Liquid
Der beste Kumpel vom BBou rappte sich im Tanzwerk mit Spaß, Herz und Verstand die Seele aus dem Leib und das ganz im Stile des kleinen bayrischen Bruders von Cypress Hill. Steile Nummer, die gut ankam.

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Kids of Adelaide
Ehrlich geschrieben: gräuslich klingender Folk, der uns nicht sonderlich zugesagt hat, beim restlichen Publikum aber gut ankam.

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Joris
Der durch den Song „Herz über Kopf“ bekannte Deutschpop-Chartbreaker verkauft allerorts die (noch) kleinen Clubs aus und sorgte sorgte auch in Erlangen für eine ordentlich gefüllte Clubbühne, gab zwischen den Songs kleine Anekdoten zum Besten, lud das Publikum zum Augenschließen und sich in den Arm nehmen ein und sorgte auch sonst für gute Vibes und kräftigen Applaus. Die, denen das nicht so gefiel, gingen raus. Schnell raus. Von den anderen zollten leider nicht alle dem Künstler den notwendigen Respekt und störten die teils fragil arrangierten Songs mit ununterbrochenem Gemurmel. Dazu ein Tipp aus der Redaktion: Ratschen beim Konzert ist prima, noch primaer aber, wenn man das nicht direkt in der ersten Reihe tut, sondern beispielsweise so irgendwo ganz hinten an der Bar.

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Fuck Art Let’s Dance!
WOW! Hier trägt das Tanzwerk seinen Namen zu recht! Die Stimmung kocht. Die Disko-Pogo-Buben aus dem Hause Audiolith begeistern einfach alle. Frontmann Nico sprühte nur so vor Enthusiasmus, machte Ausflüge in das Publikum oder schnappte sich ein paar Drumsticks, um seinen Schlagzeuger zu „verstärken“. Tanzzwang.

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Taymir
Letzter Standortwechsel, es ging wieder zur Kellerbühne. Wir waren gespannnt auf die mit großen Vorschusslorbeeren versehenen Holländer. Optisch erinnerten zumindest drei der vier Jungs stark an Mando Diao oder gar die Beatles, musikalisch betrachtet sind die Wurzeln eher bei Zweitgenannten zu finden. Krachige Songs waren das, und sehr gute noch dazu. Leider war der Platz vor der Bühne nur noch übersichtlich gefüllt. Da habt ihr was verpasst! Spätestens dann, wenn Taymir groß rauskommen, was nicht nur ob angeblicher Offerte eines Majorlabels durchaus passieren könnte, wird sich hier manch einer in den Allerwertesten beißen. Nach dem Konzert ging es erstmal an den Merch, das Debütalbum „Phosphene“ holen und ein paar Worte von der Band abstauben:

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Inzwischen schraube man bereits an einem Nachfolger, da das Debüt zumindest in der holländischen Heimat schon etwas länger zu haben ist. Derweil es hierzulande erst Mitte Mai veröffentlicht wurde.

Wir sind gespannt.

In der Summe: Genau das Richtige für EntdeckerInnen wie uns. Merci Unter Einem Dach, bis (hoffentlich) nächstes Jahr!

/ die how deep is your love Redaktion /

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/Fotos: André Prager – Addicted to Concerts NBG /

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