Live / REIN & RAUS

Konzertbericht: Feine Sahne Fischfilet

Wasted in Fürth!

Wow! Was war das denn für ein geiler Abriss am Donnerstag?!
Fürth kann froh sein, dass die Stadthalle noch steht.

Schon das Aufwärmprogramm war ein Highlight für sich. Die Punk-Urgesteine der Terrorgruppe um MC Motherfucker, der in einem zuckersüßen gepunkteten Minikleidchen auf der Bühne stand, hauten Hit um Hit, Klassiker um Klassiker raus und sorgten bereits hier schon für ordentlich Pogo und Crowdsurfing. „Nazis im Haus“, „Mein Skateboard ist wichtiger als Deutschland“, alles Songs, die der geneigte Punk fehlerfrei mitgröhlen kann. Wären diejenigen Politiker, die im Vorfeld des letzten Feine Sahne Fischfilet Gastspiels ein Auftrittsverbot forderten, anwesend gewesen, spätestens bei „leider nur ein Traum“ wäre die versammelte CSU-Riege an einem kollektiven Herzinfarkt spontan verstorben. Denn in einer überarbeiteten Version des Songs wird jetzt nicht mehr der Tod Jürgen Möllemanns, sondern der Horst Seehofers gefordert.
Bombenmäßiger Auftritt der Jungs. Da lohnt sich auch ein kompletter Abend!

Umbaupause, irgendwann wird das Licht gedimmt, aus den Boxen dröhnen noch die Dead Kennedys mit „California über alles“, das Publikum weiß genau, was sie gleich erwartet.

Dann fällt der Vorhang, Monchi ruft „Es geht los, es geht los, heute Nacht!“ ins Mikro und Donnerwetter ging das los! Ab dem ersten Song flogen die guten PET-Biere aus dem Discounter ins Publikum und crowdsurfende Fans in die Arme der Securities. Als Fotograf musste man laufend Bühne und Publikum im Auge behalten, um nicht entweder mit Bier geduscht zu werden, oder einen Crowdsurfer in den Rücken zu bekommen. War’s das wert? Auf jeden Fall!!!


Ob neue oder alte Songs, es wurde gepogt, gefeiert und gesungen. Die Band betonte auch mehrfach, wie geil es doch sei, dass an einem Donnerstag die altehrwürdige Stadthalle mit 3.500 Personen proppenvoll gefüllt war. Sie dankten den geilen Leuten aus Nürnberg und Fürth, die sie seit Jahren kennen und auch der spontane Protest gegen eine Abschiebung an einer Nürnberger Berufsschule blieb nicht unerwähnt. Macht einen schon ein bisschen stolz, dass in der Stadt der Reichsparteitage so viel gelebter Antifaschismus zu finden ist.

Einen Kloß im Hals bekommt man dann, wenn Monchi davon erzählt wie er in der kurdischen Stadt Suruç Zeuge eines Selbstmordattentats des IS mit über 30 Toten wurde. Der nach der Stadt betitelte Song handelt dann auch davon, wie die Menschen dort zusammenhalten, die Stadt wieder aufbauen und sich nicht unterkriegen lassen.

Vor allem die emotionalen Songs bleiben einem im Gedächtnis, egal ob es der seinen Eltern gewidmete Song „Niemand wie ihr“ oder das mir persönlich sehr wichtige „Warten auf das Meer“ ist. Es zeigt, dass in diesen Politpunks ein sehr großes Herz schlägt und sie Menschen wie du und ich sind. Menschen, die Verluste verarbeiten müssen und Menschen, die sich bei Ihren Eltern entschuldigen und einfach nur Danke sagen wollen.

Feine Sahne Fischfilet schaffen es, diese Mischung aus nachdenklichen Songs und „Punkhymnen“ wie „Wasted in Jarmen“ oder „Komplett im Arsch“ so genial zu vereinen, dass der Abend wie aus einem Guss wirkt. Aber das wahre Highlight ist diese unglaubliche Energie, die die Band verströmt. Man nimmt ihnen einfach jedes Wort ab. Dieses Leuchten in den Augen, wenn sie vor 3.500 Menschen stehen, die nur ihretwegen gekommen sind. Man muss die Jungs schlicht und ergreifend gern haben!

Ich freue mich auf jeden Fall schon sehr auf ihren nächsten Besuch! Wenn’s so weitergeht, wird beim nächsten Mal die Arena in Nürnberg abgerissen.

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/ Text und Bilder: Simon Strauß /