REIN & RAUS

So war: Nürnberg.Pop 2015

„Wir waren viel zu lange nicht mehr bei euch! Ihr seid geil!“ bringt Josie-Claire Bürkle die Stimmung äußerst treffend auf den Punkt. Es ist 23 Uhr, es ist Samstag, es ist Nürnberg.Pop – die fünfte Runde derjenigen Veranstaltung, die sich vom eher kleinen Musikliebhaberevent mittlerweile zu „Süddeutschlands größtem Club- und Showcase-Festival“ gemausert hat.

Der Festsaal des K4? Tanzt. „Claire“, die Newcomer-Band aus München, macht’s allen gewaltig einfach. Derweil die Entscheidung, wohin man sich als nächstes wohl zu bewegen hätte, um so schwerer ist. 60 Bands und DJs auf 20 Spielstätten, die dann allesamt auch noch von absehbar bis höchst überraschend daherkommen. Das muss man erst mal machen. Am besten funktioniert da: sich treiben lassen. Aber so soll das ja auch sein. Nürnberg.Pop ist ein Flanierfestival, bei dem man mal hierhin schaut und dann vielleicht doch eher da rüber, sich einlässt auf Unbekanntes und verlässt auf den Musikgeschmack der Veranstalter David Lohdi, Thomas Eckert und Thomas Wurm, die die Künstler von Hiphop bis Songwriter holen, aus der Region oder richtig weit her wie die Südafrikaner „Petite Noir“, die mit Elektropop und afrikanischen Elementen den Club Stereo verzaubern.

Eher verwundert statt verzaubert kommt der Klarissenplatz daher: Erstmalig mit einer Open-Air-Bühne ausgestattet, tritt hier die junge Frau „Namika“ auf. Die läuft grad rauf und runter in den Charts des Landes mit ihrem butterweichen „Lieblingsmensch“ und ist in aller Ohren. Hätte man meinen können, der Klarissenplatz muss explodieren. Was er nicht tut. Was gewissermaßen schade ist, entpuppt sich „Namika“ doch als durchaus amtliche Beatmacherin. Überhaupt scheint das Problem der letzten Jahre, nämlich ein phasenweise völliger Zusammenbruch einzelner Spielstätten aufgrund Irrsinnsmenschenauflaufs, weitgehend gelöst zu sein. Während die Innenstadt an sich pickepackevollgefüllt ist – allein Stadt(ver)führungen und Altstadtfest machen sich deutlich bemerkbar – bewegen sich die Spielstätten des Festivals zwischen gut voll und angenehm überschaubar.

Getümmel und marodierende Mengen vor Türen und auf Treppen? Fehlanzeige. „Your Careless Spark“ machen schön ruhig in der Bombe, die Straßenmusikveteranen von „La Boum“ schön fetzig im Auditorium des Neuen Museums, wo die Likör-Alchimisten von „Liquid Pharmacy“ dafür sorgen, dass auch alle hübsch locker in den Hüften sind. Derweil wird aus dem Mach 1 vermeldet, „‚Dicht & Ergreifend‘ sind der Hammer, aber da hat man auch echt noch Platz“. Der insgesamt gemäßigte Gesamteindruck – en gros die Konzerte ordentlich besucht, aber keine blanken Nerven – könnte auf den Umstand zurückzuführen sein, dass im Gegensatz zu den vergangene Jahren der Zeit- und Spielplan kein kunterbuntes Zickzack aufweist, sondern, eine deutliche Änderung, in brav gescheitelter Struktur daherkommt: 20, 22 und 24 Uhr ist Peaktime.

Dazwischen hat man Zeit, sich beispielsweise an den diversen Gutscheinspecials gütlich zu tun. Ein Schnapserl in der Mono, ein Pfeffi im K-Sechs, ein Wurstdurst-Bier oder eine vergünstigte Suppe in der Brotzeit füllen mögliche Pausen so schnell, dass die unter Umständen direkt ein bisschen länger dauern als eigentlich geplant. Und dann geht’s weiter – Kirche, Zwinger Kater Murr? Eigentlich egal. Irgendwas Feines gibt es immer zu entdecken. Darauf ist Verlass. Bis zum nächsten Jahr dann also!

Ganz viele wunderbare Fotos gibt es übrigens beispielsweise hier!

 

// Text: Katharina Wasmeier //