Herz & Klopfen

The Secret Handshake – zwei Bands und der Frieden

„Es gibt keine Grenzen außer denjenigen, die uns von Politikern vorgesetzt werden. Und genau hierfür steht unser Projekt symbolisch“, sagen zwei Bands, von denen es eine genau genommen gar nicht geben dürfte und die sich noch genauer genommen beide gar nicht kennen dürften. Beide kommen aus politisch höchst brisanten Ländern, die miteinander auch noch spinnefeind sind. Doch da, sagen die Israelis von „Ramzailech“ und die Iraner von „Langtunes“, spielen wir nicht mit.

Sondern lieber eins auf – quer durch Deutschland, eine Tour für den Weltfrieden, eine Tour für die Freiheit. Um das bewerkstelligen zu können, brauchen die Herrschaften jedoch Hilfe. Aber von vorne: Zufällig, erzählt Elnaz Amiraslani von der Nürnberger Veranstaltungsagentur „Parvenue“, habe es sich ergeben, dass im vergangenen Jahr beide Bands gleichzeitig in Nürnberg gewesen wären. Die Heimatländer völlig zerstritten, keinerlei Schnittstellen, da „wäre es doch ein gutes Zeichen, die beiden zusammenzubringen“, sagt sie und dass dann direkt ein gemeinsames Konzert im Club Stereo stattgefunden habe und „supergut angekommen“ sei. Weil aber beide Bands ohnehin gerade jeweils eine Tour planten, lag die Idee nahe, das doch zu bündeln, „ein Zeichen zu setzen und Kulturen miteinander zu verknüpfen anstatt wie von den Regierungen gegeneinander aufzuhetzen“.

Eine gemeinsame Tour, „The Secret Handshake Tour“, um zu zeigen, dass „wir keine Feindschaft sehen, egal, was unsere Regierungen denken“. Das im Nahen Osten zu veranstalten? Keine Chance. Warum also nicht in dem Land, das für Demokratie steht, für Meinungs- und Religionsfreiheit, einem Land, „in dem Kultur passieren darf“? Also los! Elnaz Amiraslani befragt landesweit Veranstalter, rennt offene Türen ein, nicht nur bei den Kleinen: Die Müchner „Muffathalle“ ist im Boot, das „Übel & Gefährlich“ in Hamburg. Fragt sich nur: Wie finanziert man das? Eine zwölfköpfige Crew, Unterkunft und Verpflegung fünf Wochen in Deutschland, Equipment … „das sind ja keine berühmten, großen Popbands“, sagt Elnaz Amiraslani, „die gibt es nur in ihrem eigenen Underground.“ Weil Pop- und englischsprachige Rockmusik im Iran nicht erlaubt ist, spielen die „Langtunes“ seit fünf Jahren im Geheimen, beispielsweise.

Verdienen wolle keiner was an dieser Tour, es ginge nur um das gesellschaftliche und politische Ziel – ohne dass die beiden Bands sonderlich politisch wären. Keine regimekritischen Texte, kein Aufruf zum Ungehorsam, einfach nur: KlezmerRock und IndieElectroRock, Musik machen, Spaß haben, frei sein. 30 000 Euro beträgt das „Super-Low-Budget-Budget“ für das demokratische Projekt. Warum also nicht ebenso demokratisch für die Finanzierung sorgen? Die Lösung lautet: Crowdfunding, eine Schwarmentscheidung also. Unter dem Namen „Become a Peace Dealer“ läuft jetzt die Kampagne, mit der das Ziel erreicht werden soll. Kurz: Menschen erklären sich dazu bereit, Gelder individuell bestimmbarer Höhe zu bezahlen, und ermöglichen so in Summe die komplette Finanzierung. „Es geht nicht darum, dass wenige viel zahlen, sondern dass möglichst viele ein bisschen was geben“. Und damit einen Beitrag zum Weltfrieden leisten, ein „Peace Dealer“ werden.

„Allein die Vorstellung“, schwärmt Projektleiterin Elnaz Amiraslani, „dass auf den Konzerten Israelis und Iraner und alle andere zusammen feiern, ist großartig.“ Und ein mutiger Schritt für die Bands, schließlich weiß keiner, was die im Anschluss an die Tour erwartet in ihren Heimatländern. Aber darüber macht man sich jetzt besser mal keine Gedanken. Lieber darüber, dass hier ein Projekt aus der Stadt der Menschenrechte kommt und aus dieser raus nach ganz Deutschland geht. Lieber darüber, dass junge Leute was machen, was bewegen wollen. Und lieber darüber, dass es ein perfekter Zeitpunkt ist für solch ein Friedensprojekt – spätestens dann, wenn heute Abend wieder die Nachrichten laufen.

Crowdfunding Kampagne „Become a Peace Dealer“ bis 31. Oktober auf www.the-secret-handshake.com, Tourstart 17. November, Konzert in Nürnberg am 26. November in der „Desi“







 

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: PR //