Live / REIN & RAUS

Nachbericht: PULS Festival 2015 im E-Werk

Puls lädt schon seit über zehn Jahren neue, junge, aber auch schon etwas gestandene Bands zu sich ins Funkhaus München ein. Vor zwei Jahren war ich selbst vor Ort und konnte mir von diesem Spektakel ein Bild machen. Wer das Festival etwas verfolgt, wird wissen, das es immer ratzfatz ausverkauft ist. Eine zweite Spielstätte musste her und mit dem E-Werk in Erlangen hat man die Location gefunden, die den Charme des Festivals unterstreicht. Eine Location mit drei Bühnen, zwischen denen man pendeln und sich treiben lassen kann.

Ein Blick aufs Line Up verriet mir schon, musikalisch gesehen wird das ein guter Abend werden! Da waren Sizarr, die ich jetzt schon dreimal gesehen habe, oder die Orsons, die einfach immer gehen. KYTES haben gerade erst ihre EP veröffentlicht. Für mich neue Künstlerinnen, die schon mit Lob übersäht wurden wie Findlay oder Sarah Hartman. Alte MELT Bekanntschaften wie L’aupaire oder die Nerven. Und wer Cosby und die Antilopen Gang bei Nürnberg.Pop verpasst hatte, konnte sich von ihnen auch noch mal überzeugen.

Der Abend begann gleich mal damit, dass ich die KYTES verpasst hatte. Zu lang war die Schlange vorm Eingang. Egal, habe ich ja schon mal gesehen, versuchte ich mir einzureden. Begrüßt wurde ich mit den Klängen der Antilopen Gang. Das Publikum begeistert – ich nicht. Für mich immer noch ein Rätsel, warum sie so gefeiert werden. Es gibt ja drei Bühnen und wenn es auf der einen nix zu hören gibt, dann eben weiter zu Lilly Among Clouds. Bis Freitag hatte ich noch nichts von ihr gehört und zukünftig werde ich das wohl auch nicht. Ich hatte das Gefühl, dass sie Gefühle in ihrer Musik erzwingen wollte, aber mit Klavier und einer sehr klaren Stimme klappt das eben nicht immer.

Mit L’aupaire wurde alles besser. Auf dem MELT durfte ich ihn ja zum Interview treffen und zuvor hörte ich bei seinem Auftritt schon mal in die Musik rein. Seitdem schwirrt „I Would It Do All Again“ in meinem Kopf herum. Einfach so habe ich das Lied als Ohrwurm, ein gemeiner, aber schöner Ohrwurm. Seine Stimme ist einfach unverwechselbar und mit seinem Charme wickelte er das Publikum um seinen Finger, natürlich auch mit seiner Musik!

Zu lange stand ich mitwippend bei L’aupaire und hätte doch glatt Little Simz verpasst. Eine richtig coole Socke aus UK. Und wie die rappen kann, so schnell! Die brauchte wirklich nicht viel, um den Saal zum Beben zu bringen. Der Timetable war strikt durchgeplant, Findlay betrat die Clubbühne. Viel hatte ich von ihr schon gehört, nur gutes und das bewies sich auch am Freitag. Ihre Stimme klingt so schön trotzig, gemischt mit einer rockigen Art. Von ihr wird man noch sehr viel hören, vielleicht auch hier…

Sarah Hartman, noch so eine Künstlerin, die in letzter Zeit bei mir immer wieder aufpoppte. An sich sind ihre Stimme und ihre Musik grundsolide. Kann man nichts Schlechtes über sie sagen. Mir fehlt da das Besondere, mir müsste noch mal jemand erklären, warum ein kleiner Hype um sie entsteht.

Die Orsons haben dem Abend Schwung verpasst und wie sie es selber angekündigt haben, das E-Werk abgerissen. Maeckes springt ins Publikum, es wird gepogt und eine Schneiderpuppe wandert von der letzten Reihe vor in die erste.

Sizarr, ach Sizarr! Dreimal habe ich euch schon live erleben dürfen, das vierte Mal folgte am Freitag. Für den November habe ich euch zu meiner MABADEMO gekürt. Während ihr da auf der Bühne steht, Lieder wie „Run Dry“ oder „Baggage Man“ spielt, wird mir wieder klar, warum die letzten drei Konzerte so grandios waren. Besonders lichttechnisch war das großes Kino! Die drei ließen ihrer Musik den Vortritt. Zwischen den Liedern wurde nicht groß geredet und aufgrund des Lichts konnte man nur Silhouetten von ihnen erkennen.

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Ne kurze und ne kranke – das sind Schnipo Schranke. Hätte ich super gerne gesehen, aber es waren schon zu viele bei der Kellerbühne. Und dies umschreibt auch meine Kritik: es waren 1500 Menschen im E-Werk, ein ausverkauftes Debüt. Im Saal hat man davon nix gemerkt, doch in der Kellerbühne war es schön kuschelig. Leider für manche grundgenug in Gespräche zu verfallen anstatt den Musikern auf der Bühne Aufmerksamkeit zu schenken. Schade, wenn das Gemurmel lauter wird und der Musiker gerade die leisen Töne anstimmt. Vielleicht das nächste Mal keine 1500 Leute…

Alles in Allem war es ein grundsolider Abend im E-Werk. Für jeden Musikgeschmack war etwas dabei, man konnte neue Künstler entdecken und seine Lieblinge wiedersehen. Nicht immer konnte man sich alle Bands anschauen, weil es zu voll war. Gut, so war das vor zwei Jahren in München auch, dennoch hatte ich damals das Gefühl, dass es sich besser verlaufen hatte. So oder so hat die Puls-Musikredaktion schon einen guten Musikgeschmack, wenn es darum geht, neue Bands aus aller Welt vorzustellen. Dieses Jahr lag der Fokus auf deutschen Bands. Ich bin ja schon sehr auf das nächste Jahr gespannt und wenn das Line Up stimmt, bin ich auch wieder dabei.

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/ Text & Bilder: Matilda Pfeil /